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Archiv-Artikel

KUNSTRUNDGANG Andrea Edlinger schaut sich in den Galerien von Berlin um

Zypressen, die denken. Bis 30. November, Mi–Sa 15–20 Uhr, Rebell Minds in der Villa Rose, Landsberger Allee 54

Im Sommer stellten drei iranische Künstlerinnen in der Rebell Minds Galerie aus – nun sind die Männer dran: Shahab Fotouhi, Mahmoud Bakhshi-Moakhar und Arash Hanaei zeigen ihre Arbeiten in der Villa Rose. Thematisierten die Iranerinnen Shadi Ghadirian, Shideh Tami und Bita Fayyazi die Rolle der Frau und das Leben als Künstlerin im Iran, so gehen ihre Kollegen einen Schritt weiter und über die Landesgrenzen hinaus: Sie setzen sich mit den (politischen) Folgen des Krieges, der Identität des Landes im internationalen Zusammenspiel und dem Terrorismus auseinander. Bakshi Moakhar stapelt in der Installation „The Greater Middle East for George W. Bush“ Aluminiumboxen zu einer mannshohen Wand übereinander. In den Boxen sind die Flaggen von sieben Ländern aus dem Mittleren Osten zu sehen, davor prangt eine Plexiglasscheibe mit eingeritzten Reisesymbolen: Die Scheibe ist durchsichtig, aber für Bürger jener Länder unüberwindbar, wenn sie in die USA reisen wollen. Sehr eindringlich bringt Arash Hanaei Krieg und Heldentum zur Sprache. Ein kleines Bein mit Schuh, verkohlte Gesichter, ein Leib ohne Arm sind auf weiße Tücher gebettet. Tatsächlich sind die Körper nur Teile von Puppen – dennoch erschrecken sie auf den ersten Blick und lassen sofort an verletzte oder tote Kinder denken. Tote Soldaten werden im Iran als Helden verehrt. Versehrte allerdings bleiben ihr Leben lang Außenseiter, und nicht viel anders ergeht es Kindern, denen Gliedmaßen von Minen weggefetzt wurden. Mit vermeintlichem Heldentum ganz anderer Art setzt sich Shahab Fotouhi auseinander. Auf zwei senkrechte Neonröhren rasen unaufhörlich Libellen zu – ein Symbol für 9/11. Das Neonlicht zieht an und verspricht göttliche Erlösung. Die bunten Libellen könnten lustig wirken, doch in diesem Kontext lassen sie einen schaudern.