„Verhaltenskodex schaffen“

Knigge-Vortrag über Kommunikation an Schulen

■ 44, Autor und Berater für Umgangsformen, Nachfahr von Adolph Freiherr Knigge, der 1788 den Benimmratgeber schrieb.

taz: Herr Knigge, was läuft bei der schulischen Kommunikation schief?

Moritz Freiherr Knigge: Da läuft nicht mehr schief als anderswo: dass nämlich die Kommunikation zwischen Jüngeren und Älteren schlecht funktioniert.

Inwiefern?

Jüngere sind oft direkter und Ältere zurückgenommener, dafür aber festgelegter in ihren Werturteilen. Zwischen Lehren und Schülern kommt hinzu, dass oft Grabenkämpfe ausgefochten werden.

Was würden Sie raten?

Dass sich alle zusammen setzen und sich mal über die Definition von „Respekt“ unterhalten. Der ist ja nicht nur bei Älteren ein hohes Gut, sondern er wird auch im Hip-Hop besungen. Ich habe zum Beispiel mal mit Schülern gearbeitet, die einen Verhaltenskodex für den Umgang miteinander und mit den Lehrern erarbeitet haben.

Was raten Sie Lehrern in Problemstadtteilen?

Ich leugne nicht, dass Lehrer in solchen Stadtteilen einem extremen Druck ausgesetzt sind und dass das ein sehr schwieriger Job ist. Aber vielleicht kann man sich auch dort auf die Einhaltung ethischer Minimalregeln einigen und schauen, inwiefern jede Seite zum Problem beiträgt. Ein Allheilmittel habe ich aber nicht. Ich halte auch nicht viel von strengen Regeln.

Ihr Urahne, Adolf Freiherr Knigge, aber schon.

Das stimmt, aber meine Vorstellung ist eher die, dass man einen Grundkonsens in Bezug auf bestimmte Werte herstellt. Und dass jeder an sich selbst hohe Anforderungen stellt, anderen gegenüber aber möglichst tolerant ist. Das versuche ich auch selbst zu leben.  INTERVIEW: PS

Vortrag „Respektvolle und wertschätzende Kommunikation innerhalb des Systems Schule?“: 19.30 Uhr, Stadtteilschule Poppenbüttel