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Sängerin über die Waffe der Männer„Die Liebe unterdrückt die Frauen“

Die Gesellschaft erscheint ihr als Pärchendiktatur, im Zentrum ein Unglücksdreigestirn aus Mann, Frau und Kind. Britta-Sängerin Christiane Rösinger schimpft auf die Liebe.

Christiane Rösinger macht die Liebe üble Laune. Bild: promo

Als Christiane Rösinger all die Single-Ratgeber las, fiel ihr diese eine Frau auf, die unter dem Titel „50 und endlich allein“ erzählte, dass sie jetzt keine Beziehung mehr brauche. Beeindruckend, dachte Rösinger, die schon mit den Lassie Singers „Pärchen verpisst euch/keiner vermisst euch“ gesungen hatte. Nun arbeitet die Musikerin und Autorin gerade an einer Persiflage auf all die Beziehungsratgeber. An ihrer Einstellung hat sich im Lauf der Jahre wenig geändert. Im sonntaz-Gespräch ärgert sich die Sängerin der Band Britta wieder einmal über das „Mann-Frau-Kind-Unglücksdreigestirn“ namens Ehe: „Wir leben doch in einen Pärchendiktatur. Es herrscht so eine starke Paar-Ideologie. Von Kindesbeinen an wird uns eingebläut, dass nur die Liebe uns glücklich macht.“

Die Liebe allerdings betrachtet die Popfeministin und große Melancholikerin, die am 22. Oktober das Album „Songs of L. And Hate“ veröffentlicht, nach wie vor äußerst argwöhnisch: „Das ist eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Ich bin gerade dabei zu überprüfen, ob es nicht sogar eine Erfindung der Männer ist. Denn die Liebe ist so wahnsinnig praktisch für die Männer.“ Sie sei neben dem Kinderkriegen das „große Instrument, um Frauen zu unterdrücken.“ Paartherapeuten berichteten, dass viele Frauen um die fünfzig, „total froh sind, dass die Ehe vorbei ist.“ Weil sie der ewigen Gefühlsarbeit leid seien, weil sie echt niemanden mehr wollten.

Das Unglück verursachten letztlich nicht die Männer, sondern das System. „Jeder, der in einer noch so beschissenen Beziehung steckt, denkt, er wäre besser dran als einer, der allein ist. Aber das stimmt doch gar nicht. Es geht darum, dass das nicht reicht, was einem als Liebe angeboten wird und was man bei anderen sieht. Dass man mehr vom Leben erwartet“, sagt Rösinger in der sonntaz.

Bild: taz

Das komplette sonntaz-Gespräch und viele andere Texte erscheinen in der sonntaz vom 16./17. Oktober 2010. Ab sofort mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt jetzt auch zu Ihnen nach Hause: per Wochenendabo.

Warum Rösinger trotzdem eine Tochter hat, was sie als Kind mit einer Karotte auf dem Feld angestellt hat und wie sie damit umgeht, dass alte Weggefährten wie Funny van Dannen heute bekannter sind als sie, lesen Sie im sonntaz-Gespräch der aktuellen taz-Wochenendausgabe.

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24 Kommentare

 / 
  • Q
    Querulant

    Ja ja, die bösen Männer sind natürlich an allem schuld: Sturm, Hagel und Gewitter und jetzt auch noch die Liebe...

  • W
    walkabout

    wer die beiden ehemaligen bands von frau rösinger (lassie singers und britta) kennt und deren texte, der weiß, dass sie in erster linie eine sehr humorvolle frau ist, nicht selten muß man schmunzeln oder gar losprusten vor lachen (jedenfalls ich) bei ihren dichterei, in zweiter linie einen netten hang zur melancholie hat, der ihrer kunst gut steht - und erst in dritter linie "feminstin" ist... man sollte ihre kommentare von der humorvollen seite auch nehmen, damit wird man der dame, so denke ich, eher gerecht...

  • E
    ExGattin

    liebesfähigkeit ist selten. das kann man/frau hier schön an den kommentaren der foristInnen ablesen.

     

     

    @lucia

    ja, wer's nötig hat, muss sich auch mal einen callboy mieten. ist unheimlich modern. weil die männer das ja auch so machen.

     

    1. was hat das mit dem thema zu tun?

     

    2. ist die reduzierung von männern auf ein sexobjekt die adäquate antwort auf die frauenunfreundliche einrichtung "ehe"? oder geht's hier nur darum, eigene verbitterung zu kompensieren?

     

    ihr nehmt die institution ehe viel zu ernst! was hat denn das mit liebe in zweisamkeit zu tun? und wer zwingt einen heute noch zu heiraten und in einer paarkonstellation zu leben?

     

    aber:

    immer schön alles in einen sack werfen und dann drauflosdreschen. flachstest niveau und ziemlich gestrig.

  • P
    polly

    also, ich würde das einfach als kritik am gesellschaftlichen druck, als frau eine beziehung vorweisen zu müssen, fest machen.... es nervt, dass man auch heute noch als frau immer einen männlichen partner vorweisen muss, um für voll genommen zu werden, aller feministischer bemühungen der letzten jahre zum trotz. das zu thematisieren bleibt ein wichtiges anliegen.

  • M
    mir

    es würde mich sehr wundern wenn die texte auf der neuen platte so bierernst daherkämen wie es dieser bierernste artikel es vermuten lässt...

  • K
    klumpatschverkaeufer

    Ja ja, die Liebe... vielleicht ist es ja tatsaechlich wahr, dass das eine Erfindung der Maenner ist.

     

    Frauen koennen naemlich meiner Erfahrung nach einfach *SCHNIPP* machen bei Beendigung dieses Fauxpas, und dann: NEXT!

     

    Maenner trauern dem eher nach oder werden wahnsinnig, wenn sie das nicht im Griff haben dieses daemliche Hirngespinst namens Liebe.

     

    Ja, bescheuerte Erfindung sowas.

     

    Wuensche mir auch oft, lieber eine Frau zu sein, die einfach mit den Fingern schnippt als waere nichts gewesen.

     

    Beneidenswert, diese Faehigkeit der Frauen.

     

    MFG

  • L
    Lucia

    Endlich mal eine die über den Tellerrand guckt, und Klartext spricht:

     

    Liebe und die damit verbundene Ehe ist ein Macht- und Kontrollinstrument des Patriarchats.

     

    Warum denn den Kerl den frau poppt auch noch ständig um sich haben?

    Und dann noch das unerträgliche Gedöhns von Besitzanspruch und Eifersucht...

     

    Die Heirat ist doch ursprünglich nichts anderes als Kaufvertrag und Besitzurkunde.

    Wer braucht sowas heute noch? Für eine bessere Steuerklasse?

     

    Und was die Bedürfnisse angeht:

    Die moderne Frau läßt sich nicht nur die Pizza kommen, sondern bei Bedarf auch einen Callboy.

    Sollte eigentlich ebenso selbstverständlich sein wie das Bordell für Männer.

     

    Das funktioniert in matriarchalen Strukturen alles sehr gut:

    natürlich kann es Sympathie und Zuneigung zu einem Mann geben.

    Und den kann frau auch mal für eine Nacht einladen.

    Und am nächsten Tag geht er wieder seines Weges.

    Aber wozu um Himmels willen den Mann gleich heiraten?

     

    Eine Frau in matriarchalen Strukturen würde niemals auf solch eine absurde Idee kommen.

     

    Es geht also auch anders...

     

    Übrigens: in Spanien immer gut für einen Witz:

     

    Das Wort für Ehefrau ist identisch mit dem für Handschellen...

  • O
    OhMeister!

    @timo

    "...sagte sogar michel foucault" - na, wenn DER das sagt ...

     

    auf dass du die liebe noch kennenlernen magst!

  • V
    Verena

    Klasse! die etwas andere Sicht auf das sogenannte "Große Glück"

    ... Christiane Rösinger schreibt (vormals mit ihren Bands BRITTA und LASSIE SINGERS) ohnehin mit die besten Pop-Texte im deutschsprachigen Raum. Ich freu mich schon auf die neue Platte. :-)

  • G
    glockenpeter

    Ich finde die Einschränkung in der Partnerwahl durch die Paarlebensweise auch ziemlich ätzend!!!

  • BI
    Bertram in Mainz

    Wer so voll Hass ist, soll keine Sympathie von anderen erwarten :-(

    Aber die wird wohl auch nicht erwartet.

  • T
    timo

    volle zustimmung über die nervigkeit, tristesse und langweiligkeit der 1+1-beziheungsmentalität.

     

    gibt auf jeden fall besseres als vertragsartige beziehungen und die liebe ist definitiv eine falsche idee derr romantik (sagte sogar michel foucault einmal, der für "liebe" etc. viel lieber das wort Freundschaft benutzte...)

  • M
    mensch

    Ach das klingt doch bitter.

     

     

    Warum maßt die Frau sich an, für alle entscheiden zu können?

     

    Wenn sie mit 50 allein leben will, ist das doch gut, sie weiß was sie will.

     

     

    Aber warum sollte das für andere auch gelten? Es ist auch möglich, als paar-mit-kind glücklich zu werden. aber das sollte doch bitte eine inviduelle entscheidung sein.

  • H
    humpty_dumpty

    die(se) liebe unterdrückt ALLE.

    aber die weibliche opferperspektive ist halt so kommod.

    *gähn*

  • F
    felix

    die gute frau wirft da wohl ein paar begriffe durcheinander... liebe, partnerschaft und ehe wird da irgendwie synonym verwendet. was ein riesen blödsinn... die partnerschaft in unserem aktuellen sinne mag eine männliche erfindung des 18.jhd sein, da stimm ich sogar zu, nur frage ich mich wie "der mann" ein gefühl wie "liebe" erfinden soll?? ob die gute nie verliebt war? dann mein beileid

  • L
    Liebender

    Wenn Frau Rösinger keinen Menschen haben will, der nahezu bedingungslos dazu bereit ist ihr dabei zu helfen sich selbst zu verwirklichen: bitte. Ich muss mich allerdings wundern was für eine subjektive Definition von Liebe Frau Rösinger vorschwebt.

  • L
    Lehmann

    Sehr geehrte Frau Rösinger,

     

    Auf mich wirken Sätze wie "Die Liebe unterdrückt die Frauen", eher wie persönlicher Frust, als eine Form der Gender-Sensibilität. Ich will ihnen diese nicht absprechen, nur auf mich als Leser entsteht eine Ablehnung gegenüber solchen Sätzen.

    Wann hört diese Art des Feministen-Duktus einmal auf?

    Wieso nicht behaupten, wenn schon von einer "Pärchen-Diktatur" gesprochen wird, daß jegliche darin verstrickte Person unterdrückt, bzw. in einen sozial-moralischen Code integriert wird.

    Man schadet eher der Gender-Aufarbeitung mit solchen Aussagen, in dem man ein Gegensatzpaar schürt, anstatt beide Seiten, dafür zu Sensibilisieren.

    Gegen Liebe als Paar-diktatorisches Prinzip, ja!

    Doch dagegen hilft, meines erachtens, nicht, einseitige Polarisierung, sondern zwischenmenschliche Aufarbeitung - auch wenn Erstere als Lied-Zeilen prägnanter wirken mögen.

     

    Mit freundlichen Grüßen,

    einer ihrer Zuhörer.

  • LG
    Lady Gaga

    "Ich bin gerade dabei zu überprüfen, ob es nicht sogar eine Erfindung der Männer ist."

     

    Macht sie das empirisch?

     

    Selten so gelacht...

     

    Ne echt, ich bin so genervt von Menschen, die anderern ihre von Frustation über das eigene Leben geprägte Meinung aufdrücken wollen - und dann auch noch ein Forum dafür bekommen.

  • S
    Susanne

    "Jeder, der in einer noch so beschissenen Beziehung steckt, denkt, er wäre besser dran als einer, der allein ist. Aber das stimmt doch gar nicht." - Stimmt. Wozu gibt's Katzen und Zigaretten? ;-)

  • L
    Liebe

    Die arme Frau, hat sie doch nie die wahre Liebe erfahren.

  • SU
    Stefan Unger

    Die Dame tut mir sehr leid.

  • M
    Miriam

    Ach wie ich mich auf den 22. Oktober freu!

  • M
    MissPiggy

    "Ich bin gerade dabei zu überprüfen, ob es nicht sogar eine Erfindung der Männer ist. Denn die Liebe ist so wahnsinnig praktisch für die Männer"

     

    alles das gleiche? ehe, kleinfamilie, liebe?

    und die männer sind an allem schuld? nicht auch die frauen mit ihren überzogenen vorstellungen vom mann als helden des alltags? und paare sind lieber zusammen und unglücklich als dass sie die konsequenz einer trennung in kauf nehmen?

     

    verstehe nur bahnhof, sorry!

     

    und grundlage zur erforschung des phänomens liebe sind dann single-ratgeber u. ä?

     

    eine eindimensionale sicht, die das thema "liebe" grob banalisiert.

     

    vielleicht hilft ein perspektivwechsel weiter?

     

    die liebe als romantisches konstrukt stammt eben aus dieser, der romantik. ein ganz großer romantiker war bspw. beethoven. er war ehe- und kinderlos und bevorzugte die anbetung seiner liebsten aus der ferne.

     

    die ideen der romantik mögen in hinblick auf die idealisierung individueller freiheit (wozu auch die "heirat aus liebe" gehörte) irreführende elemente enthalten haben. als epoche war sie nichts desto trotz wegbereitend für revolutionäre gesellschaftliche entwicklungen, frauenbewegung, marx & engels usw. inbegriffen.

     

    das zusammengedacht heißt nix anderes wie: "liebe" steht niemals nur für in-ketten-gelegt-sein. sie birgt auch enorme sprengkraft, die bahnbrechende freiheit verspricht. was jedeR einzelne daraus macht, liegt in seiner/ihrer verantwortung.

  • J
    Jussuf

    Warum viele Männer ihr Recht geben, warum Männer ausgerechnet auch an dieser Erziehung von Frauen (und Männern) regelmäßig verzweifeln, warum wir uns alle nicht einfach liebhaben können, und vor allem: warum warum? Das möchte ich dann demnächst auch mal lesen dürfen!

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