piwik no script img

die wahrheitJetzt kommt Mappus 31

Geheimdokumente belegen: Nun gehts richtig los.

Chirurgisch erweitert werden sollen vor allem die Synapsen in den Nervenbahnen des Gehirns. Bild: dapd

Mitten in den Tumult um das Verkehrsprojekt "Stuttgart 21" platzen seit neuestem die Gerüchte über ein neues revolutionäres Vorhaben der baden-württembergischen Landesregierung. Es sollte so lange wie möglich geheim gehalten werden, doch inzwischen spatzen die Dächer von allen Pfeifen, dass nach dem Stuttgarter Hauptbahnhof auch der Ministerpräsident Stefan Mappus umgebaut werden soll. Seit mehreren Tagen kursieren in Journalistenkreisen Kopien von Aktennotizen zum Bauplan "Mappus 31", mit vielen erschreckenden Einzelheiten über die geplante Umwandlung des amtierenden Ministerpräsidenten in einen unterirdischen Durchgangspolitiker. Die zweigleisigen Denkstrukturen des Amtsinhabers sollen erhalten bleiben, soweit es der Denkmalschutz gebietet. Chirurgisch erweitert werden sollen vor allem die Synapsen in den Nervenbahnen des Gehirns. Zu den teuersten Bauvorhaben zählen diverse Röhren in den vorläufig noch unzusammenhängenden Gedankengängen des Amtsinhabers, die in Spritzbetonbauweise errichtet werden könnten.

Von der Vorhabenträgerin ist das Projekt "Mappus 31" in sieben Planfeststellungsabschnitte aufgeteilt worden, die sicherlich niemanden außer Stefan Mappus und seinen engsten Angehörigen und Parteifreunden interessieren, aber hier doch einmal der Ordnung halber festgehalten werden sollen.

Erstens: Der Planfeststellungsabschnitt 1.1 hat den Umbau des Gehirns des Ministerpräsidenten mit Talquerung zur Chefredaktion der Bild-Zeitung zum Gegenstand. Hierfür soll vor allem der für Gewissensfragen zuständige Gehirnsektor ausgebrannt werden.

Zweitens: Der Planfeststellungsabschnitt 1.2 schafft operativ die Verbindung zwischen der Gewissenlosigkeit des Ministerpräsidenten und seiner Vorfreude auf großindustrielle Umwälzungen.

Drittens bis siebentens: Das konservative Gedankengut des Ministerpräsidenten wird in Abstellbahnhöfe verfrachtet, damit die Unternehmer, die Baden-Württemberg modernisieren wollen, freie Bahn haben.

Tiefergelegt werden sollen im Zuge des Umbauprogramms außerdem die sogenannten Bestandsstrecken zwischen Mappus Althirn und der Redaktion der Stuttgarter Nachrichten sowie zwischen seinem Kurzzeitgedächtnis und den elektronischen Terminkalendern der beliebtesten TV-Polit-Talkshow-Moderatoren und Moderatorinnen. Auf diesem Wege könnten auch spontane Geistesblitze des Ministerpräsidenten an die Öffentlichkeit gelangen, ohne dass er sich persönlich in ein Fernsehstudio bemühen müsste. "Wir erleben hier", so drückt es der Politologe Hans-Eduard Bode aus, "die Geburt des ersten echten Durchgangspolitikers, der den klassischen Kopfpolitiker beerbt. In Zukunft werden wir auch den Blutdruck, die Gehirnströme und den aktuellen Cholesterinspiegel der Politiker in unser Meinungsbild miteinbeziehen."

Sorgen bereiten den Fachleuten indessen die immens gewachsenen Kosten des Projekts "Mappus 31". Die Behebung eines Wackelkontakts zwischen zwei Nervenbahnen in der Aorta des Ministerpräsidenten hat die Steuerzahler mehr als 300 Millionen Euro gekostet. Der Bundesrechnungshof beziffert die Gesamtkosten des Umbaus auf 7,8 Milliarden Euro. Davon entfallen rund 532 Millionen Euro allein auf eine kosmetische Korrektur des rechten Nasenflügels.

Wenn man denkmalpflegerische Aspekte in Betracht zieht, gibt es an den demokratisch gefassten Beschlüssen zum Umbau des Ministerpräsidenten Mappus nichts zu deuteln. Und dennoch regt sich der Widerstand. Drei Prominente, unter ihnen Ralph Giordano, Udo Lindenberg, Ralph Giordano, Henryk M. Broder und Ralph Giordano, haben eine Resolution verfasst, die am kommenden Montag in den St. Pauli Nachrichten veröffentlicht wird und Hunderttausende zum Protest gegen das megalomanische Irrsinnsprojekt "Mappus 31" auf die Straße ruft.

Und dann gnade uns Gott.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • L
    Lindi

    grinskicherlachhechelluftschnappuskeuchpruuustgrunz

     

    Haaaach, tut das guuuut!

     

    Will auch sowas hier haben, in Stuttgart, so eine taz! Könnt ihr nicht eine Zweigstelle hier aufmachen - die StZ und StN haben eh kaum mehr Abonnenten *g* und können sich bald mit dem "Wochenblatt" zu einem reinen Anzeigenblatt zusammenschließen.

     

    Und wir Abonnenten suchen fieberhaft ein gutes, investigatives Blatt, das dann die wenigen guten Redakteure übernimmt und den Schreiberlingen die Möglichkeit zu unabhängiger Berichterstattung gibt ...

  • P
    pitchblack

    *zurückaufdenstuhlkrabbel**

    *tränenabwisch*

     

    Ausgesprochen fein!!

    Danke...

  • B
    Beleuchtung

    Suuuper !!!

    Vielen Dank!