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Archiv-Artikel

We are family

Es ist Lesben und Schwulen in Deutschland nicht verboten, Kinder aufzuziehen. Allerdings wird es ihnen nicht gerade leicht gemacht. So müssen sich allein stehende und lesbische Frauen in der Regel an Inseminationskliniken und Samenbanken im Ausland wenden, da Ärzte und Ärztinnen in Deutschland aus rechtlichen Gründen befürchten, als „Schwangerschaftsverursacher“ für Unterhaltszahlungen herangezogen zu werden.

Auch Adoption ist theoretisch möglich, da man als Einzelperson ein Kind bei sich aufnehmen kann. Allerdings tendiert die Chance zu einer Inlandsadoption gen Null, da Paare bevorzugt werden und es stets weniger Kinder gibt als Adoptionswillige. Die Alternative ist eine oft sehr kostspielige und zeitaufwändige Auslands-Adoption. Seit diesem Jahr ist es immerhin möglich, das Kind seines Partners oder seiner Partnerin zu adoptieren („Stiefkind-Adoption“ ). Dafür muss allerdings ein mögliches drittes Elternteil (beispielsweise der biologische Vater) auf seine Rechte verzichten. Der Lesben und Schwulen Verband in Deutschland fordert darum ein sowohl ein „großes“ gemeinsames Sorgerecht als auch ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare.

Die Auswahl an deutschsprachiger Literatur ist eher mager. „Abenteuer Adoption“ von Michael Link, der zusammen mit seinem Freund, dem Schlagersänger Patrick Lindner ein Kind adoptiert hat, enthält wenig Informationen, dafür um so mehr Lebensweisheiten eines Autoren, der es ablehnt, als „schwul“ bezeichnet zu werden. Im September erschien „Und was sagen die Kinder dazu?“ von Uli Streib-Brzic und Stephanie Gerlach. Der Band enthält 36 Interviews mit Kindern lesbisch-schwuler Eltern (188 Seiten, Querverlag, 14,90 Euro). Im selben Verlag hat Streib-Brzic auch den verdienstvollen Ratgeber „Das lesbisch-schwule Babybuch“ (148 Seiten, 12,50 Euro) vorgelegt. Sehr empfehlenswert – auch für Heteros ohne Kinderwunsch – ist „The Kid: What Happened After My Boyfriend and I Decided to Go Get Pregnant“ des US-amerikanischen Sex-Kolumnisten Dan Savage. Dieser adoptierte mit seinem Freund das Neugeborene einer Frau, die sich während der Schwangerschaft über eine Agentur für das Paar als Eltern ihres Kindes entschied.