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Kommentar Fusion von Eichborn und AufbauEntscheidung gegen den Trend

Kommentar von Christoph Schröder

Die Verlage Aufbau und Eichborn wollen fusionieren - und dabei ihre Eigenständigkeit bewahren. Ob das Modell funktionieren kann, ist fraglich.

M an mag es mutig nennen oder auch einen Akt der Verzweiflung: Der geplante Zusammenschluss der Verlage Eichborn und Aufbau unter der Prämisse, die verlegerische Eigenständigkeit von Eichborn, seit Jahren in finanzieller Schieflage, zu bewahren, ist zumindest eine Entscheidung gegen den Trend.

Zahlreiche angeschlagene Traditionsverlage haben sich in der Vergangenheit, und nicht nur zu ihrem Nachteil, unter den Schutzschirm der großen Medienkonzerne begeben: Allein die zum Bertelsmann-Konzern gehörende Random-House-Gruppe vereinigt mittlerweile 45 Verlage unter ihrem Dach, darunter die Deutsche Verlags-Anstalt und Heyne; der schwedische Bonnier-Konzern hat unter anderem Piper und Ullstein geschluckt; und zu Holtzbrinck gehören Renommierverlage wie Rowohlt, S. Fischer und Kiepenheuer & Witsch.

Aufbau und Eichborn wollen es anders machen, was durchaus dem Grundverständnis beider Verlage entspricht. Ob das als Modell funktionieren kann, ist eine andere Frage. Auch ohne den ökonomischen Kontrolldruck eines Konzerns wird Eichborn Personal abbauen und das aufgeplusterte und konturlos gewordene Programm reduzieren müssen. Fraglich ist zudem, ob der neue Zusammenschluss stark genug sein wird, um sich bei den mächtigen Buchhandelsketten zu positionieren. Auch das ist in erster Linie eine Frage des Geldes, weniger des Images. Um sich selbst eine Nische zu schaffen und sich als frechen Newcomer neu zu erfinden - dafür ist sowohl Aufbau als auch Eichborn zu eingeführt; dafür haben auch beide in der Vergangenheit zu viele strategische Fehler gemacht.

Nicht von der Hand zu weisen ist die Befürchtung, dass die Verlagsleitung mit ihrer originellen Entscheidung am Ende zwischen allen Stühlen landen wird. Auf die Dauer nicht zu halten sein werden für Eichborn der Standort Frankfurt und das Domizil im Bahnhofsviertel, in den Etagen über Dr. Müllers Sexshop. Schade.

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