: Viel Rauch um ein kleines Feuer
VON ALKE WIERTH
Es leuchtet ja ein, dass Straftäter, zumal jugendliche „Anfänger“, für ihre Taten möglichst schnell verurteilt werden sollten. So kann der Staat durch schnelle Reaktion demonstrieren, dass er es mit der Einhaltung seiner Regeln ernst meint.
Trotzdem muss das begeisterte Echo auf das in Neukölln entwickelte Schnellverfahren ein wenig überraschen. Als nützliches Werkzeug gegen die hohe Jugendkriminalität beschreibt die Richterin Kirsten Heisig das Modell, die das Verfahren entwickelt hat und seither in den Medien damit ausgesprochen präsent ist.
Aber es wundert dann doch ein bisschen, dass das Schnellgericht in den fünf Bezirken, die es schon erproben, seit 2007 insgesamt kaum einhundert Mal zum Einsatz gekommen ist. Zudem schließen die geringen Strafen, die im Schnellverfahren nur verhängt werden können, aus, dass es für die zum Einsatz kommt, die sich wirklich auf dem Weg in eine kriminelle Karriere befinden.
Und ganz besonders merkwürdig mutet zuletzt an, dass weder Polizei noch Senat, die das Verfahren doch beide loben, eine Statistik zur Auswertung von dessen Erfolg führen mögen, die doch allein erst zeigen könnte, ob das Modell die in es gesetzten Hoffnungen erfüllt.
Die Auswertung bleibt aus
Die Frage muss deshalb erlaubt sein, ob es sich hier nicht möglicherweise um eine der Vernebelungsaktionen handelt, die nach dem Motto „Wenig Feuer, viel Rauch“ vor allem dann beliebt sind, wenn der Staat sich entweder sonst keinen Rat weiß oder verbergen will, dass die Hebel eigentlich ganz woanders angesetzt werden müssten.