: Anschlag auf Grundrechte
NS-GESCHICHTE Vor 80 Jahren brannte der Berliner Reichstag
Es war ein Rosenmontag, als die Republik symbolisch in Flammen aufging: Kurz nach 21 Uhr wurde im Berliner Reichstag Feueralarm gegeben. Minuten später brannte das Gebäude lichterloh. Vor 80 Jahren, am 27. Februar 1933, wurde das deutsche Parlament in Schutt und Asche gelegt. Wer hinter der Tat steckte, darüber streiten Historiker bis heute erbittert. Unstrittig ist, dass es der folgenreichste Kriminalfall der deutschen Geschichte werden sollte.
Auch wenn der angebliche Täter, der Niederländer Marinus van der Lubbe, noch am Brandort festgenommen wurde: Vielen schien klar, dass die Nationalsozialisten das Feuer gelegt haben mussten. Adolf Hitler war kurz zuvor als Reichskanzler an die Macht gekommen. Die Nazis verachteten das Parlament als „Quasselbude“. Doch noch herrschte offiziell Demokratie. Den Reichstagsbrand nutzten die Nazis dann, um Notverordnungen gegen den „kommunistischen Aufstand“ zu erlassen. Die politischen Grundrechte wurden außer Kraft gesetzt.
Mit Kohleanzündern
Marinus van der Lubbe wurde im Dezember 1933 vom Leipziger Reichsgericht wegen Hochverrats und Brandstiftung zum Tode verurteilt und später hingerichtet. Er hatte ausgesagt, das Feuer im Reichstag allein gelegt zu haben. Mit Kohleanzündern soll er binnen Minuten durch den Reichstag geeilt sein und das riesige Gebäude angezündet haben.
Mit ihrem Versuch, die Kommunisten mit dem Anschlag in Verbindung zu bringen, scheiterten die Nazis aber. Vier Mitangeklagte – der KPD-Abgeordnete Ernst Torgler, der bulgarische Kommunist Georgi Dimitroff und zwei weitere Kampfgenossen – wurden freigesprochen.
Nach dem Krieg blieb bei vielen Deutschen die Überzeugung, die Nazis hätten das Feuer gelegt. 1999 etwa kam der Berliner Historiker Jürgen Schmädeke zu dem Ergebnis, die Alleintäter-These sei erst nach 1945 von ehemaligen Kriminalisten und Gestapo-Mitarbeitern aufgebracht worden. „Ein Einzeltäter ist bei dem bekannten Brandverlauf nicht vorstellbar“, konstatierte auch der ehemalige Leiter der Berliner Feuerwehr, Albrecht Broemme, 2003 in der TV-Dokumentation „Neues vom Reichstagsbrand“. HAIKO PRENGEL, DPA