: Oppositionsgruppe nimmt jetzt doch an Treffen teil
SYRIEN Kein Boykott mehr der internationalen Gemeinschaft. Schwere Vorwürfe gegen Regime
BEIRUT rtr/dpa/taz | Das größte Bündnis syrischer Regimegegner, die Nationale Syrische Koalition (NSC), will nun doch an diesem Donnerstag am Treffen der Kontaktgruppe der Freunde Syriens in Rom teilnehmen. Ihr Vorsitzender Muas al-Chatib erklärte in der Nacht über das soziale Netzwerk Facebook, die Koalition habe sich nach langen Diskussionen entschlossen, eine Delegation zu den Treffen zu schicken. Anschließend wolle man die Beziehungen der Opposition zur internationalen Gemeinschaft neu bewerten.
Die US-Regierung hatte am Montagabend extra eine Delegation unter Leitung des Botschafters Robert Ford nach Kairo geschickt, um die dort tagenden Oppositionellen umzustimmen.
Das syrische Militär greift nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten Rebellengebiete verstärkt mit Raketen an. Allein in der vergangenen Woche sollen dabei mindestens 141 Zivilisten getötet worden sein, die Hälfte von ihnen Kinder. „Ich habe viele Angriffsschauplätze in Syrien besichtigt, aber niemals solche Zerstörung gesehen“, sagte der Human-Rights-Watch-Experte Ole Solvang am Dienstag. „Genau dann, wenn man denkt, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, findet die syrische Regierung Wege zur Eskalation ihrer Tötungstaktik.“ Ballistische Raketen gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen, sei selbst für die Führung in Damaskus „ein neuer Tiefpunkt“.
Solvang inspizierte nach eigenen Angaben vier betroffene Gegenden im Norden des Landes. Bei den Angriffen seien dort jeweils 15 bis 20 Häuser vollkommen zerstört worden, erklärte Human Rights Watch. Das Ausmaß der Zerstörung und Berichte von Aktivisten seien deutliche Hinweise dafür, dass die syrische Regierung ballistische Raketen eingesetzt habe. Nichts habe darauf hingedeutet, dass sich in den Gebieten außer Zivilisten auch Kämpfer oder Rebellenstellungen befunden hätten. Dies würde bedeuten, dass die Angriffe rechtswidrig gewesen seien.
Bei Kämpfen nahe einer Polizeischule in der nordsyrischen Stadt Aleppo sind nach Angaben von Rebellen Dutzende Soldaten und Regierungsgegner getötet worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag meldete, starben bei den Gefechten in den vergangenen zwei Tagen mindestens 71 Menschen, darunter 26 Rebellen. Die Regierung habe aus der Luft angriffen, hieß es.
Syriens Präsident Baschar al-Assad versucht seit zwei Jahren, einen Aufstand gegen seine Herrschaft niederzuschlagen. In dem Konflikt wurden bislang etwa 70.000 Menschen getötet. Hunderttausende suchten vor der Gewalt Zuflucht im Ausland.