Hartenfels muss kapitulieren

Die christdemokratische Parteijugend lässt den nazibelasteten Junge Union-Funktionär und Rösrather CDU-Ratsherrn Thomas Hartenfels fallen. Die NRW-CDU schweigt bisher. Grüne: Landesvorsitzender Jürgen Rüttgers muss Machtwort sprechen

Von PASCAL BEUCKER

In der Affäre um den nazibelasteten Rösrather CDU- und Junge Union-Funktionär Thomas Hartenfels fordern die Grünen jetzt ein Machtwort von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. „Das ist nicht alleine eine Angelegenheit der Jugendorganisation, sondern auch der Partei – und da ist der CDU-Landesvorsitzende gefragt“, sagte die grüne Landtagsfraktionsvorsitzende Sylvia Löhrmann der taz. „Die CDU kann sich keine Grauzone leisten.“

Zuvor hatte die nordrhein-westfälische Junge Union (JU) am Wochenende Konsequenzen von Hartenfels verlangt: „Ich fordere ihn auf, alle Ämter in der Jungen Union umgehend niederzulegen“, sagte der JU-Landesvorsitzende Hendrik Wüst. Hartenfels ist unter anderem Kreisvorsitzender der JU Rhein-Berg, sitzt im Vorstand der CDU und ist Stadtverordneter in Rösrath.

Nachdem Anfang vergangener Woche die studentische Alternative Liste seine braune Vergangenheit öffentlich gemacht hatte, war Hartenfels am Mittwoch als RCDS-Vertreter im AStA der Uni Köln zurückgetreten. Seine CDU- und JU-Funktionen sowie sein Ratsmandat behielt der 25-Jährige. Das sei, so Wüst zur taz, „nicht länger hinnehmbar“. Die Taktik von Hartenfels, „stets nur das zuzugeben, was ihm unwiderlegbar vorgehalten wird“, habe zu einem „absoluten Vertrauensverlust geführt“.

Hintergrund sind immer neue Enthüllungen, die offenbaren, dass Hartenfels wesentlich tiefer in die neonazistische Szene eingetaucht war, als bisher bekannt. So nahm Hartenfels – seit 1998 JU-Mitglied – zumindest zwischen 1999 bis 2001 nicht nur an diversen braunen Aufmärschen teil, sondern auch an internen Treffen der „Kameradschaft Köln“ um Axel Reitz, den selbst ernannten „Gauleiter Rheinland“ des „Kampfbundes Deutscher Sozialisten“ (KDS).

Außerdem pflegte Hartenfels offenbar einen intensiven Briefwechsel mit dem einschlägig vorbestraften KDS-Gründer Thomas Brehl. Dumm für Hartenfels: Seine insgesamt neun Schreiben, die er mit „Heil und Sieg“ oder „Heil Deutschland“ beendet haben soll und die auch ansonsten „an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen“ würden, hat der einstige Adlatus von Michael Kühnen und bekennende Nationalsozialist Brehl inzwischen verschiedenen Redaktionen, darunter auch der taz, für 2.000 Euro zum Kauf angeboten. Laut Brehl sei in den Briefen nachzulesen, wie begeistert Hartenfels damals von Hitlers „Mein Kampf“ gewesen sei. Zudem habe er wörtlich versprochen: „Ich werde mich bemühen, kompetente Kameraden in den Aktivenkreis einzubinden.“

Gestern beriet der Bezirksvorstand der JU Bergisches Land über den brisanten Fall. Hartenfels, der an der Krisensitzung teilnahm, wollte danach der taz die Frage, ob er nun von seinen Ämtern und Funktionen zurücktreten werde, nicht beantworten: „Kein Kommentar!“ Der JU-Bezirkschef Uwe Pakendorf sagte hingegen der taz, Hartenfels habe ihm gegenüber nach der Sitzung am Sonntag Nachmittag den Rücktritt von seinen JU-Funktionen angekündigt.