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Archiv-Artikel

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Das Buch war ein Bestseller und wurde 2011 mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnet: Eugen Ruges autobiografisch grundierter Familienroman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. Das abnehmende Licht, das ist das Licht, das vom Glanz der kommunistischen Utopie ausgeht: auch dann noch, als sie längst zu Ideologie und einem totalitären Staatswesen verkommen war: Tendenz abnehmend. Über vier Generationen verfolgt Ruge die Geschichte der Familie Umnitzer im Kommunismus. Es beginnt mit dem kommunistischen Großvater, der den Nazis ins mexikanische Exil entkommt und 1952 von dort in die DDR geht. Und zwar, obwohl der (Stief-)Sohn in der Sowjetunion schon 1941 in ein stalinistisches Lager kam, weil er Stalin kritisiert hatte. Aber auch dieser Sohn arrangiert sich und zieht nach seiner Freilassung 1956 in die DDR. Dessen Sohn wiederum flieht kurz vor dem Fall der Mauer in den Westen. Und sein eigener Sohn schließlich flüchtet sich in die Drogensucht. Eine Theaterfassung des fesselnden Stoffs kommt im Deutschen Theater heraus: Es inszeniert Stephan Kimmig, der hier bereits Judith Herzbergs jüdische Familiensaga „Über Leben“ und Gorkis Familienpanorama aus dem vorrevolutionären Russland „Kinder der Sonne“ auf die Bühne brachte. (Deutsches Theater: Uraufführung 28. 2., 19.30 Uhr).

Ein Megaerfolg war auch das Einmannstück „Caveman“ von Rob Becker. Seit über zwölf Jahren läuft der Broadway-Renner auch in Berlin, erst in der Treptower Arena, inzwischen im Admiralspalast, und bringt auf den Punkt, was alle denken, in politisch-korrekten Zeiten wie diesen aber kaum noch einer in voller reaktionärer Schönheit auszusprechen wagt: dass Männer und Frauen nun mal zwei völlig verschiedene Kulturen sind, und zwar seit der Steinzeit schon: „Ich jagen, du sammeln“ oder so. Nun kriegt der Caveman, und wie er die Welt sieht, Konkurrenz von der „Cavequeen“. Die Cavequeen, das ist Sven, der eines Morgens nackt in einem Vorgarten erwacht und auf der Suche nach seinen Erinnerungen an die Nacht davor bis in die Steinzeit kommt. Denn er ergründet die bedeutende Frage: Wann fing das mit dem Schwulsein überhaupt an? Also: in der Menschheitsgeschichte. Mirko Bott, Mark Needham und Heiko Wohlgemuth haben dieses Fest für Rampensäue und ihre Zuschauer verfasst. Am Hamburger Schmidttheater kam es im vergangenen Herbst heraus. Heute Abend wird Cavequeen Nik Breidenbach im Admiralspalast nun auf das Hauptstadtpublikum losgelassen (Admiralspalast: ab Do., 20 Uhr).

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