: Die lang verdrängte Seuche
15 Jahre lang hat Chinas Regierung das Aidsproblem weitgehend ignoriert. Vor allem durch die Sars-Epidemie 2002/03 wurde Peking dann bewusst, wie bedrohlich Epidemien für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind.
Seitdem wird der Kampf gegen Aids ernst genommen. Nach Schätzung der Regierung sind heute 0,07 Prozent der Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen HIV-positiv, das sind 840.000 Menschen. Davon haben 89.000 Aids. Beunruhigend ist, dass rund 80 Prozent der Infizierten von ihrer Infektion nichts wissen, also auch nichts gegen eine Weiterverbreitung unternehmen. Offiziell sind 126.808 HIV-Infizierte registriert, darunter 28.789 Aidspatienten.
In jeder chinesischen Provinz leben HIV-Infizierte. Es gibt zwei deutliche Schwerpunkte: die südliche „Drogen“-Provinz Yunnan und die zentrale Provinz Henan. Dort infizierten sich in den 90er-Jahren 300.000 Menschen, nachdem sie ihr Blut zum Gewinn von Plasma verkauft hatten. Nach dem Extrahieren von Plasma war das Blut gemischt und den Spendern wieder gespritzt worden, weil diese Angst vor Anämie hatten. Der Verkauf von Blut wurde 1998 verboten. CB