ERIC BONSE ÜBER DIE NEUE BONI-REGELUNG : Etappensieg, gar nicht schlecht
Die Banker bleiben dabei: Trotz Finanz- und Eurokrise gönnen sie sich wieder fette Boni. Allein an der Wall Street wurden im letzten Jahr 20 Milliarden Dollar an Zulagen verteilt. Höchste Zeit, diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen, sagten sich die Abgeordneten des Europaparlaments und setzten sich nach monatelangen Verhandlungen durch. Die Boni werden „gedeckelt“, also meist auf die Höhe eines Jahresgehalts begrenzt. Ausnahmen sind möglich. Die rund 8.200 europäischen Banken müssen zudem höhere Kapitalpuffer anlegen.
Ein schöner Erfolg für die EU-Abgeordneten, die sich nicht nur gegen London, sondern auch gegen Finanzminister Schäuble durchsetzen mussten. Der stand nämlich aus Rücksicht auf seine britischen Freunde lange auf der Bremse. Dass er am Ende einlenkte, ist wohl auch dem deutschen Wahlkampf zu verdanken. Allerdings sind die Gehaltsexzesse mit dieser Einigung noch lange nicht vorbei. In London sinnt man schon wieder auf Schlupflöcher, etwa für international tätige Banken. Außerdem sind Manager von Hedgefonds und Schattenbanken noch nicht betroffen. Sie dürfen weiter gegen den Euro zocken und Prämien kassieren.
Der neue „Deckel“ ändert nichts. Nieten in Nadelstreifen, die Milliarden verzocken, stopfen sich die Taschen voll. Eine Begrenzung der Boni reicht daher nicht aus. Die Gehälter müssen offengelegt und Abfindungen müssen limitiert werden. Das ist das Thema eines Volksbegehrens, über das die Schweizer am Wochenende abstimmen dürfen. Die „Abzocker-Initiative“ wurde von einem Unternehmer gestartet und ist überaus populär. Sollte sie Erfolg haben, kommen auf die Europaabgeordneten neue Aufgaben zu. Der Bonusbegrenzung war hoffentlich erst der Anfang.
Wirtschaft + Umwelt SEITE 8