: Rasierklingen und Parfüm stehen auch unter Verdacht
LUFTFAHRT Das Angebot von Duty-free-Shops gerät in der Sicherheitsdebatte zunehmend in die Kritik
GUIDO WESTERWELLE
BERLIN dpa/taz | In der Debatte über Sicherheitsmaßnahmen nach dem knapp verhinderten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug gerät das Angebot der Duty-free-Shops zunehmend in die Kritik. Gewerkschaften von Polizisten und Piloten forderten ein Verkaufsverbot für Rasierklingen, Feuerzeuge, hochprozentigen Alkohol einschließlich Parfüm im besonders gesicherten Abflugbereich.
Am Freitag vor einer Woche hatten Passagiere kurz vor der Landung in Detroit (USA) einen 23-jährigen Nigerianer überwältigt, der eingeschmuggelten Sprengstoff zünden wollte. Der Vorfall löste auch in Deutschland eine Diskussion über die Flugsicherheit aus.
Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, kritisierte: „Jenseits der Sicherheitsschleusen bekommen mögliche Attentäter in Duty-free-Shops und Restaurants alles, was sie für den Bombenbau brauchen.“ Auch der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerk, beklagte erneut, dass Passagieren bei der Kontrolle harmlose Wasserflaschen abgenommen würden, sie hinter der Schleuse aber oft brisante Waren kaufen könnten. Zwar könne man mit Rasierklingen kein Flugzeug sprengen, aber die Besatzung angreifen, sagte Handwerk dem Tagesspiegel.
Wendt forderte in der Neuen Osnabrücker Zeitung von der Europäischen Union ein EU-weites Verkaufsverbot für potenziell gefährliche Stoffe. Zudem sollten Restaurants im Abflugbereich kein Metallbesteck ausgeben dürfen. „Die Sicherheitsinteressen der Bürger müssen Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben.“ In der hannoverschen Neuen Presse sprach sich Wendt ferner für Ausweiskontrollen an den Sicherheitsschleusen aus: „Heute können Kriminelle einfach die Bordkarte eines Dritten übernehmen, damit die Sicherheitskontrolle passieren und unerkannt die Maschine besteigen.“
Westerwelle warnte vor einer Datensammelwut wie bei den Amerikanern, die beim aktuellen Anschlagsversuch nicht geholfen hatte. „Der Glaube, immer mehr Informationen steigern die Sicherheit, ist ein Irrtum. Wir müssen alle uns möglichen Sicherheitsvorkehrungen treffen, aber perfekte Sicherheit wird es nicht geben“, sagte er dem Magazin Focus.
Mit Blick auf die Debatte über Körperscanner bekräftigte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), dass vorher sämtliche Bedenken zu Fragen der Gesundheit und des Persönlichkeitsrechts ausgeräumt würden. De Maizière sagte in Bild, es gebe bei der Entwicklung der Geräte erhebliche Fortschritte, etwa für den Schutz des Persönlichkeitsrechts. „Man sieht nur eine Art Strichmännchen.“