: Feiern, Feuer und Krawalle
SILVESTER Fast 300 zum Teil linksautonome Aktivisten liefern sich in Hamburg eine Straßenschlacht mit der Polizei. Fast eine Million Menschen feiern am Brandenburger Tor
BERLIN apd/dpa/taz | Bei Kälte, Nässe, aber auch Schneefall haben Millionen Menschen in Deutschland auf Straßen und Plätzen das neue Jahr begrüßt. Allein in Berlin kamen fast eine Million Besucher auf die Partymeile am Brandenburger Tor. Die Rettungsdienste mussten im ganzen Bundesgebiet zu tausenden Einsätzen wegen Bränden, Unfällen, Streitigkeiten oder Alkoholmissbrauch ausrücken.
In Hamburg lieferten sich rund 300 zum Teil linksautonome Aktivisten zum Jahreswechsel eine Straßenschlacht mit rund 250 Polizisten. Drei Beamte wurden laut Polizei von Flaschen- oder Steinwürfen leicht verletzt.
In Berlin besetzten Mitglieder der linken Szene ein leer stehendes Fabrikgebäude am Ostbahnhof, die Polizei beendete die Aktion und nahm die Personalien von fünfzehn Menschen auf. Die Berliner Polizei meldete in der Silvesternacht überdies drei Fälle, bei denen in Mitte und Friedrichshain Streifenwagen mit Steinen beworfen worden waren. Dabei erlitt ein 42-jähriger Beamter eine Kopfplatzwunde.
Die Hamburger Polizei sprach abgesehen von den Ausschreitungen der Linksautonomen von einer „vergleichsweise ruhigen Silvesternacht mit 1.400 Einsätzen“. Zu 892 Bränden und Rettungseinsätzen musste die Feuerwehr ausrücken. Im Vorjahr waren es fast 300 mehr gewesen. Die Hamburger Stadtreinigung rechnete mit 25 Tonnen Böllermüll, die sie am Neujahrstag räumen muss, das sind ebenfalls weniger als im Vorjahr .
In Berlin sprach die Polizei von einem „ausgesprochen friedlichen Fest“ auf der Großveranstaltung am Brandenburger Tor. 600 Beamte sicherten die Festmeile ab, das waren 100 weniger als im Vorjahr. Auch am Schneematsch mag es gelegen haben, dass diesmal weniger Gäste auf die Festmeile strömten als zu Silvester davor. Denn während die kleineren Straßen in Berlin noch romantisch mit Schnee überzogen waren, wateten die Besucher am Brandenburger Tor teilweise durch Wasserpfützen. Auf 850.000 bis 950.000 schätzten die Veranstalter die Besucherzahl – die Millionengrenze wurde anders als in den Vorjahren nicht geknackt.
Einen grausigen Start ins neue Jahr hatte eine 19-jährige, offenbar betrunkene Frau in Frankfurt am Main. Eine U-Bahn trennte der auf den Gleisen liegenden jungen Frau das linke Bein ab. In einem Krankenhaus wurde laut Polizei versucht, das abgetrennte Bein wiederanzunähen. Tödliches Opfer des Alkohols wurde ein 25-jähriger offenbar betrunkener Student in Regensburg. Er fiel von einer Brücke mehr als zehn Meter in die Tiefe und landete auf einer Betonplatte, wo er seinen schweren Verletzungen erlag.
Erneut kam es zu zahlreichen Bränden, von Balkonbränden irregeleiteter Raketen bis hin zu abgebrannten Häusern und Stallungen. In Köln-Dellbrück brannte eine Kindertagesstätte aus. In Fuchstal im Landkreis Landsberg am Lech brannte ein landwirtschaftliches Anwesen nieder. Im oberbayerischen Traunreut flog eine Silvesterrakete durch ein offenes Fenster und löste einen Wohnungsbrand aus.
Jeweils ein Todesopfer fanden die Einsatzkräfte beim Brand eines Einfamilienhauses in Bad Berneck im Landkreis Bayreuth und beim Brand einer Wohnung in Neubrandenburg.
In Kammeltal im Landkreis Günzburg explodierte auf einer Party in einem Bauwagen eine Flasche mit Feuerzeugbenzin. Ein 16-Jähriger erlitt Brandwunden an Armen und Beinen sowie eine Rauchvergiftung. In Hamburg-St. Pauli fügte sich ein 38 Jahre alter Mann lebensgefährliche Verletzungen zu, als er einen Knallkörper in eine Flasche steckte und ihn bei der Explosion Glassplitter am Kopf trafen. BD