: Wenn Punks sich streiten
Die anarchistische Pogopartei (APPD) hat sich im Streit um Ausrichtung und Posten gespalten. Neuerdings buhlt auch die „Pogo-Partei“ um die Stimmen der Asozialen, Nichtwähler und Biertrinker
VON PETER NOWAK
Bekanntlich wird in der Politik im Kampf um Macht und Einfluss mit harten Bandagen gekämpft. Da wollten in den vergangenen Wochen auch die erklärten AntipolitikerInnen der Anarchistischen Pogo-Partei (APPD) nicht versäumen, die alte SpießerInnenweisheit zu bestätigen, dass Politik ein schmutziges Geschäft ist. Wie es sich bei einem ordentlichen Streit unter PolitikerInnen gehört, werden natürlich auch gleich die Gerichte bemüht. Per einstweiliger Verfügung wurde der APPD-Veteran Karl Nagel Anfang November aufgefordert, die APPD-Seite (www.appd.de) vom Netz zu nehmen. Nagel hatte für die Betreuung der Internetseite die Einnahmen aus dem florierenden Punk-Devotionalienhandel eingestrichen. Selbst die Partei „der Nichtwähler, des Pöbels und der Sozialschmarotzer“, so die Selbstdarstellung der APPD, ist also vor dem schnöden Kampf Geld und Macht nicht gefeit.
Nur in einem unterscheiden sich die Punk-PolitikerInnen im innerparteilichen Mobbing von den KonkurrentInnen. Im Pogostreit erspart man sich jegliche diplomatischen Floskeln für den Parteifeind. In den letzten Wochen ging es auf den verschiedenen Internetforen richtig zur Sache. Vor allem der ehemalige APPD-Bundesvorsitzende und Nagel-Rivale Christo Großmann musste sich dort Verbalinjurien anhören, die bei den anderen Parteien gleich dutzende von AnwältInnen beschäftigt hätten.
Doch die Zeiten des heißen Pogokrieges scheinen vorbei. Seit einigen Tagen herrscht ein kalter Friede zwischen der neuen APPD, in der sich der Großmann-Flügel zusammengefunden hat, und der neu gegründeten Pogo-Partei von Nagel and friends.
Wohin mit den T-Shirts?
Dort hat man nun ein Problem: Wohin mit den vielen T-Shirts mit dem APPD-Schriftzug? Man darf auch gespannt sein, wer in den künftigen Wahlkämpfen das bekannte APPD-Logo „Arbeit ist Scheiße“ verwenden darf? Werden da wieder die Gerichte entscheiden?
Ansonsten will die Pogopartei künftig für die „ultimative und totale Rückverdummung der Menschheit“, „das Recht auf Arbeitslosigkeit“ und die „Einrichtung für Mitfickzentralen“ kämpfen. Bei der neuen APPD gibt man sich etwas bürgernäher. Doch träumt man von einem ernsten Wahlkampf, um die 5-Prozent-Hürde zu schaffen, um dann im Parlament „Arbeit ist Scheiße“-Plakate verteilen zu können und „besoffen und mit einer Flasche Strothmann bewaffnet, eine Rede über Agrarpolitik (zu) halten“. Zunächst aber muss die APPD erst wieder einen neuen Berliner Landesverband aufbauen. Der alte hatte sich im Streit aufgelöst, die Mehrheit ist zur pogofundamentalistischen Konkurrenz übergelaufen.
Weil es bei den Auseinandersetzungen unter den PunkpolitikerInnen mehr um Posten als um Politik ging, spielte auch nur am Rande eine Rolle, dass in der neuen Pogopartei auch Personen aktiv sind, für die eine Abgrenzung nach rechts politisch zu korrekt und damit verpönt ist. So betätigte sich der enge Nagel-Mitstreiter Erik Vogel als regelmäßiger Autor der mittlerweile abgeschalteten Internetseite www.querfront.de, auf der Neonazis mit Linken ins Gespräch kommen wollten. Von der APPD kam zu diesem Links-rechts-Crossover nur die windelweiche Erklärung, diese Kontakte ins rechte Lager hätten den Anspruch der APPD auf eine unpolitische Haltung „jenseits von rechts und links“ torpediert.