piwik no script img

KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER PRAXISLERNTAGEDie Verwertungsfrage

Die Schüler sollen in Klasse 9 und 10 einen Tag pro Woche in den Betrieb, damit sie schneller eine Ausbildung finden. Dazu muss man wissen: Praxislerntage sind keine ganz neue Erfindung. Auch die früheren Haupt- und Realschulen hatten, bevor sie mit den Gesamtschulen zu Stadtteilschulen fusionierten, diese fest im Programm.

Die Übergangsquoten von der Schule in den Betrieb waren trotzdem bescheiden. Denn viele Lehrstellen gehen an Abiturienten. Deshalb kommt es drauf an, die jungen Menschen optimal zu bilden und ihnen die Zeit zu geben, ihre Potenziale zu entfalten. Dazu kann an einer Schule auch der Praxislerntag gehören. Eine Auszeit von Schulen, das Kennenlernen der realen Arbeitswelt, kann lernmüde Schüler motivieren. Aber das müssen tolle Projekte sein. Einfach am Regal im Supermarkt zu stehen, bringt es nicht.

Und den Betriebstag gleich über zwei Jahre zur Pflicht für alle Stadtteilschulen zu machen, auf Kosten des Wahlpflichtunterrichts, also jener Fächer, die eher Spaß machen, signalisiert: Hier wird die Verwertungsfrage früh gestellt. Die 10. Klassen der Stadtteilschulen werden zudem gespalten, der Bildungsweg nicht mehr offen gelassen.

Das ist ein Geschenk für die Turbo-Abi-Gegner, die ihr Kind nicht zur Stadtteilschule geben. Sie erhalten Argumentationsfutter.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen