E-Mail-Chaos im Bundestag: Babette, Kürschner, Grüße an Mutti
Eine Bundestagsmitarbeiterin wollte ein neues Nachschlagewerk und verschickte die Bitte an den gesamten Verteiler. Nun antworten andere auch "an alle" und sorgen für ein Riesenchaos.

Austausch im Sekundentakt: Überfüllte Mailbox aus dem Bundestag. Bild: CC-BY-SA / Frank Bergmann
BERLIN dpa | Volle Mailboxen, wütende Abgeordnete und eine verzweifelte Bundestagsverwaltung: Am Mittwoch hat eine einzige E-Mail im Parlamentsbetrieb stundenlang für Wirbel gesorgt. Am Morgen war vom Bundestag eine Info-Mail an alle Büros gegangen, dass die neue Ausgabe des "Kürschner"-Handbuchs - ein Nachschlagwerk für Abgeordnete - vorliegt, berichteten verschiedene Parlamentarier.
Eine Mitarbeiterin der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) namens Babette bat dann eine Kollegin, ihr ein Exemplar mitzubringen. Jedoch verschickt sie die Mail in Kopie ("Cc") aus Versehen an alle Adressaten im Bundestagsverzeichnis - vom Minister bis zum Pförtner.
Hunderte fühlen sich angesprochen und antworten - wieder im Riesen-Verteiler. Der Schneeball-Effekt ist nicht mehr aufzuhalten, der Bundestag elektronisch außer Rand und Band. Immer mehr Nonsens wird versendet ("Ich grüße meine Mutti"), andere antworten mit Wetterberichten: "In Hannover-Linden sind drei Grad, es ist trocken und leicht bewölkt."
Es gibt auch wütende Reaktionen: "Ja seid Ihr denn alle ein bisschen bluna!" Das Büro von Frank Steffel (CDU) kommt auf die Idee, die E-Mail-Schlacht für eine Verlosung zu nutzen. Zwei Karten für ein Handballspiel der Berliner Füchse werden angeboten, berichtet "bild.de". Steffel ist Präsident des Bundesliga-Clubs.
Auf Facebook wird eine erste Fangruppe eingerichtet - Titel: "Babette war's". Später verschwindet der Eintrag wieder, schreibt heute.de. Auch bei Twitter wird die Mailpanne, die auf den Parlamentsfluren als "Kürschnergate" kursiert, thematisiert.
Im Laufe des Tages wird es der Bundestagsverwaltung zu bunt. Sie warnt vor einem Missbrauch des E-Mail-Verteilers: "Aufgrund des derzeitigen Missbrauchs des Emailsystems können Zustellverzögerungen von bis zu 30 Minuten auftreten."
Leser*innenkommentare
photophob
Gast
Da haben die Bundestagsmitarbeiter und Abgeordneten doch nichts anderes zu tun als umgehend Facebook und Twitter Beiträge zu erstellen. Wie wenn es nichts wichtigeres gibt das sie zu tun hätten.
Markus
Gast
Tja, wer das Internet ausdrucken kann, der kann auch Mailprogramme bedienen... :)
Jason
Gast
Ach mein Gott, ist vielleicht peinlich aber kann jedenmal passieren GRINS.
Wenn alle aus dem Verteiler mit Nonsence antworten, mein Gott dann würde ich mir mal gedanken machen ob den langweilig ist...
Also ich finde es sind eine lustige Sachen, eine Kurze Entschuldigungsmail, diesmal mit Absicht an den ganzen Verteiler und ...zack ... ist die Sache gegessen...
und was ist das Ende vom Lied?
Jeder weiß jetzt wer Babette ist ...
Sylvia Kotting-Uhl
Bundestagsabgeordnete (MdB)
Atompolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Danke :)
mfG, bis zum nächsten Kommentar
... Jason
Marcus
Gast
Da hat sich die Technische Abteilung des Bundestages als nur bedingt kompetent erwisen. Verteiler an alle sollten in ausreichend großen Netzwerken nur wenige Personen nutzen dürfen. Anderenfals sind solch Mailfluten unvermeidbar.
Interessant ist das Studenten offenbar besonnener sind als Abgeordnette. An meiner Uni war der Verteiler an alle im Mailsystem auch freigegeben und jedes Jahr zu Semesterbeginn gab es ein paar Leute die ihn nutzen mussten. Diese wurden dann von einen Shitstorm erfasst, wobei wieder einige an alle Sendeten. Das war es aber keiner der Vorfälle generierte mehr als 4 oder 5 Mails. Irgendwann hat es dann aber doch einen Admin gedämmert das nicht alle Studenten den Verteiler nutzen sollten und der zugriff wurde entsprechend eingeschränkt.
Mark
Gast
Da lässt man die älteren Damen und Herren samt ihrer technikfremden Assistenz an "das Gerät" und dann benehmen sie sich wie Kinder.
tazitus
Gast
PETA wars.