LESERINNENBRIEFE
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Bornierter Unsinn

■ betr.: „Bunga Bunga statt Buße“, taz vom 28. 2. 13

Das ist doch ein bornierter Unsinn, die „Italiener (als) verblödet“ zu diskriminieren. Die Italiener sind nicht blöd.

1. 70 Prozent der italienischen Wahlbürgerinnen und Wahlbürger sind nicht auf die Machenschaften und Versprechungen und Suggestionen dieses diabolisch wirkenden Herrn Berlusconi reingefallen. Brava Italia.

2. Ganz ganz viele Italienerinnen und Italiener haben deutlich gemacht, dass sie mit dem gesamten politischen System nicht einverstanden sind, haben in ihrer vermeintlichen Hilflosigkeit entweder gar nicht oder demonstrativ Grillo gewählt. Brava Italia.

3. Immerhin fast ein Drittel der wahlberechtigten Bevölkerung zeigte die Klugheit, einem Mann (und seinem Bündnis) die Verantwortung zu übertragen, der sich zutraut, das Land aus dem Chaos herauszuführen. Brava Italia.

Bleibt die Frage offen, wer verblödet ist. Vielleicht Signore Berlusconi, seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter und Wählerinnen und Wähler? Vielleicht der- oder diejenige, die jemanden als verblödet bezeichnet? Vielleicht der- oder diejenige, der oder die von jemandem als verblödet bezeichnet wurde? ARMIN SIEG

Schwamm drüber?

■ betr.: „Bunga Bunga statt Buße“, taz vom 28.2. 13

Deniz Yücel findet „Menschliches“ an Silvio Berlusconi, der für ihn offenbar die normalen und legitimen Sehnsüchte der normalen Italiener verkörpert.

Bitte schön: Zu Berlusconis Menschlichkeit gehört es, über seinen Spezi Marcello dell’Utri mit der sizilianischen Mafia verbandelt zu sein. Ist deren sehr spezieller Umgang mit menschlichem Leben Folklore, die nicht zu respektieren nach Rassismus riecht? Noch etwas früher war Berlusconi sogar Mitglied des rechtsradikalen Geheimbundes Propaganda Due, der auch in das Attentat auf den Bologneser Bahnhof (1980) verwickelt war. Berlusconis strahlende Menschlichkeit verstand es auch, durch ihm auf den Leib geschneiderte Gesetzesbeschlüsse seiner parlamentarischen Mehrheiten finsteren Machenschaften allesamt „kommunistisch gesteuerter“ italienischer Staatsanwälte zu entkommen, die ihn des Steuerbetrugs, der Bilanzfälschung, der Richterbestechung und ähnlicher Delikte beschuldigten. Menschliches Verständnis für Fernsehzuschauer brachte Berlusconi dazu, über seine TV-Sender fast nur leichte Kost im Tutti-Frutti-Stil zu verabreichen, die den Verstand nicht überlastet, und als Regierungschef tat er alles, um kritikwütige Journalisten aus dem Staatsfernsehen zu entfernen.

Alles das und noch viel mehr war über Jahre hinweg auch und gerade in der taz zu lesen. Vergessen, belanglos geworden, Schwamm drüber? Vom CDU-Wirtschaftsrat, der FDP, den Arbeitgeberverbänden, der FAZ etc. wissen wir, was von der Kritik an Milliardären (wie Berlusconi, Plattner u. v. a.) und dem weiteren Wachstum ihrer riesigen Vermögen zu halten ist: Es geht nur um Neid.

JÜRGEN KASISKE, Hamburg

Danke, Missys

■ betr.: „Ja, ich will“, taz vom 28. 2. 13

Cool! Und wir dachten schon, es kommt keine Reaktion mehr auf den ärgerlichen und dummen Text von Feddersen, außer ein paar Leserbriefen. Danke, Missys. Das war nötig. Aber ob sie es denn verstehen wollen, die Feddersens und Brüderles dieser Welt, bezweifeln wir allerdings stark.

BRIGITTE VAN HOORN, HELMUT WALKER, Hannover

Ein System, das Frauen klein hält

■ betr.: „Bin ich schön genug? Stinkt Pink?“, taz vom 27. 2. 13

Herzlichen Dank an die taz, dass sie diesem Anliegen eine volle Seite widmet. Es passt gut in die gegenwärtige Sexismus-Debatte! Als Psychotherapeutin, die in ihrer Praxis immer wieder mit den weiblichen Minderwertigkeitsgefühlen konfrontiert wird, kann ich nur sagen: Die Sendung „Germanys Next Topmodel“ und all die Werbung, die Frauen auf ihren Körper und ihre Schönheit reduziert, sollte verboten werden!

Es ist ein System, das Frauen klein hält, in die Abhängigkeit von (geilen, alten) Männern bringt, die Konkurrenz zwischen Frauen schürt und über 90 Prozent der weiblichen Bevölkerung zu Verlierern macht. Wir Frauen haben mehr zu bieten als unseren Körper! Die Frage nach der eigenen Schönheit stärkt den Narzissmus, der sowieso schon zu viele ungute Blüten trägt. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der die weiblichen Werte mehr Platz haben und Frauen – egal ob schön oder nicht schön (also auch in fortgeschrittenem Alter!) – gehört werden. REGINA WEISER, Bochum

Clowns von Ackermanns Gnaden

■ betr.: „Charme des Frakturredners“, taz vom 1. 3. 13

Wäre schön, wenn die von Hans Hütt so charmant prognostizierte Implosion gleich unsere beiden Clowns von Ackermanns Gnaden aus der politischen Arena bliese. Aber uns fehlt leider die nötige Portion isländischen Selbstvertrauens, um beizeiten ernst zu nehmende Kandidaten zu küren, anstatt immerfort Entfesselungs-Pioniere der Investoren. B. LICHTENSTEIN, Stuttgart