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Archiv-Artikel

Bollywood: Die Superstars

Von Fis

Amitabh Bachchan durfte auf der Leinwand in Würde altern. Er ist ein Draufgänger. Der Patriarch. Gütig aber streng. Nach einem halben Jahrhundert auf indischen Leinwänden erlebt der erfolgreichste Held des 70er-Jahre-Bollywood jetzt, wie Tradition und Moderne aufeinander treffen, Besitzverhältnisse neu geregelt, Familienkonstellationen überdacht, Gefühle überprüft werden müssen. Der schauspielende Tänzer wechselt nun die Körperhaltung wie die Kostüme und spielt ironisch mit seinem Image. Ein jugendlicher Altersweiser im siebten Lebensjahrzehnt zwischen HipHop-Videoclip und Familienepos. Ein Allrounder, der zudem die indische „Wer wird Millionär“-Variante moderiert.

Shah Rukh Khan ist DIE Ikone der jüngeren Bollywood-Ära. Der freundliche Tanzbär mit dem Großer-Bruder-Image durchheulte in den letzten Jahren Dutzende von Filmen. Wenn das aktuelle „Lux“-Seifen-Model nicht gerade für Werbezwecke posiert, verdreht er seiner Anhängerschaft die Augen und tanzt in farbenprächtigen Kostümen durch die Kulisse. Trotz Gefühlstiefe auslotender Rotz-&-Tränen-Heulerei ist der mittlerweile 40-Jährige in seinen Filmen strahlender Supermann, Engel, Agent oder Ingenieur mit reinem Herzen und jeder Menge Geld und Liebe.

Jaya Bhaduri zelebrierte die Rollen der einfachen Frau und wurde zum unscheinbaren Superstar. Die Grenze zwischen Leben und Leinwand-Dasein ist im indischen Kino durchlässig. Nicht nur im Bollywood-Exportschlager „Sometimes Happy, Sometimes Sad“ (2003), auch im wahren Leben ist Jaya Bhaduri seit über 30 Jahren die Ehefrau von Amitabh Bachchan. Die Bollywood-Omi leidet zwar mittlerweile drehbuchgemäß an ihrem etwas halsstarrigen Ehemann – doch im richtigen Moment wäscht sie ihm den Kopf und beweist überlegenen Frauenverstand. Seit 1971 durchtanzte sie in angemessener Keuschheit unzählige Filme. Als eine der Mütter der Nation wird sie heute hoch verehrt.

Zayed Khan ist der Rebell auf dem Weg nach oben. Selbst wenn manche seiner jüngsten Filme an TV-Movies erinnern: Seit er in „Main Hoon Na“ (2004) an der Seite von Shah Rukh Khan sein Blockbuster-Debüt gab, stehen ihm alle Türen offen. Zayed Khan ist jung, er sieht fantastisch aus, er ist frech und schelmisch. Die Haare sind lang, meist durch ein Stirntuch gebändigt. Er strotzt vor Kraft. Er flirtet mit der Kamera. Die soft-rebellische Kreuzung aus Johnny Depp und One-Man-Boygroup muss jetzt nur noch die richtigen Filme drehen.

Madhuri Dixit schaffte es vom Model zur bestbezahlten Aktrice in Bollywood. In der Tragödie „Devdas“ (2002) war sie die unglücklich in Shah Rukh Khan verliebte Kurtisane, die mit ihm im Luxus-Bordell hockte und dabei zusah, wie er sich die Augen nach einer anderen ausheulte. Doch selbst Filme, die sich pointiert der Frauenfrage zuwenden, finden sich in der Vita der verhinderten Mikrobiologin. Als erster weiblicher Topstar verdiente sie mehr Geld als männliche Bollywoodianer. Für die zweifache Mutter gilt ebenfalls das Axiom „Every leading Bollywood-Star has been a Lux-Babe“, darf also Seifenwerbung machen. Fis