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Lohnkosten stagnieren seit 20 JahrenEinst blühende Prozente

Trotz erhöhter Arbeitsproduktivität sind laut Statistischem Bundesamt die Lohnkosten in den letzten 20 Jahren nicht gestiegen. Den letzten größeren Anstieg gab es Anfang der 90er.

Immer mehr robotern, um immer mehr auszugeben, bekommen dafür aber immer weniger. Bild: dapd

BERLIN taz | Die Lohnkosten in Deutschland sind seit zwei Jahrzehnten praktisch nicht gestiegen - obwohl sich die Arbeitsproduktivität deutlich erhöht hat. Das geht aus neuen Zahlen hervor, die das Statistische Bundesamt in Wiesbaden zum Tag der Arbeit veröffentlichte.

Demnach stiegen die Lohnkosten, die als Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer definiert sind, zwischen 1991 und 2011 um 47,5 Prozent. Der Verbraucherpreisindex, der die Inflation misst, stieg im selben Zeitraum um 45,8 Prozent, lag also nur kaum darunter.

Die Lohnstückkosten, die die Veränderung der Lohnkosten in Relation zur Arbeitsproduktivität darstellen, stiegen von 1991 bis 2011 nach dem Personenkonzept um 20,2 Prozent und nach dem Stundenkonzept um 21,2 Prozent.

Den größten Anstieg gab es jeweils in den ersten fünf Jahren nach der Wiedervereinigung: Die Lohnstückkosten erhöhten sich von 1991 bis 1995 nach dem Personenkonzept um 13,5 Prozent und nach dem Stundenkonzept um 14,5 Prozent. Danach blieben die Lohnstückkosten bis 2008 weitgehend stabil. ROT

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4 Kommentare

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  • D
    derherold

    Ich kläre Sie gerne auf, @Ludmilla.

     

    Die größten Vermögenswerte in Deutschland stellen Immobilien und Versicherungsansprüche/-einzahlungen dar. Daß dann "3%-5%" nicht "60% des Gesamtvermögens" gehören können, sollte einleuchten.

     

    Wenn ich es richtig sehe, hat sich bis 2008 der deutsche Exportüberschuß nach Gre um rd. 1,5 Mrd. vergrößert. Es dürfte schwierig werden, damit ein Wachstum griech. Importe von 20 Mrd. Euro zu erklären.

     

    Offenbar sind die deutsche Arbeitskosten (pro Stunde) im verarbeitenden Gewerbe die dritthöchsten in der EU. Was "Dumping" mit den deutschen Exporten(!) zu tun haben kann, ist deshalb nicht ganz klar.

     

    Rd. 20%-iger Anstieg der Lohnstückkosten PLUS Produktivität sind mE kein schlechter Wert.

  • V
    Vicky

    "Die Lohnstückkosten, die die Veränderung der Lohnkosten in Relation zur Arbeitsproduktivität darstellen, stiegen von 1991 bis 2011 nach dem Personenkonzept um 20,2 Prozent und nach dem Stundenkonzept um 21,2 Prozent."

     

    Das heißt doch wohl, daß die Löhne um 20% mehr gestigen sind als die Produktivität?

  • LK
    Ludmilla Klotz

    Ja, wohin gehen nur die ganzen Gewinne? Zunächst in die privaten Taschen der 3%-5% der Bundesbürger, denen sowieso schon 60% des Gesamtvermögens gehört, und von dort dann ins globale Finanzkasino, in dem die Gelder dann zum Teil verzockt werden. Und die Mehrheit der Bürger schuftet für genau diese neuen Feudalherren.

    Es ist ein Skandal, dass es in Deutschland keine Vermögenssteuer mehr gibt. Es ist ein Skandal, dass immer mehr Menschen von ihrer Arbeit nicht mehr leben können, während das Vermögen der Superreichen automatisch und immer schneller wächst. Es ist ein Skandal, dass unsere "Qualitätsmedien" unisono die Propagandalügen wiederholen, dass es Deutschland wirtschaftlich immer noch gut gehe. Es ist ein Skandal, dass nicht berichtet wird, wie sehr die Misere in Griechenland von der deutschen Export-Wirtschaft inkl. des unerträglichen Lohndumpings seit 20 Jahren mit verursacht wurde.

    WIR BRAUCHEN MEHR AUFKLÄRUNG! Denn wir leben wieder im Feudalismus. Unsere Demokratie ist längst ausgehöhlt und die Mainstreammedien ebenso wie die Politik sind nur noch Instrumente der Finanzoligarchie. Armes Deutschland, armes Europa!

  • A
    Anita

    Also wenn die Lohnkosten nicht gestiegen sind, aber die Produktivitaet, wo ist dann nur der ganze Ertrag hin geflossen? Doch nicht etwa in die Taschen unserer "Leistungstraeger", deren Leistung darin besteht, ererbtes Geld gewinnbringend in Unternehmen zu investieren?

    Ueberall, wo steht: "lassen sie ihr Geld fuer sich arbeiten," ist eigentlich "lassen sie andere Leute fuer ihren Gewinn ausbeuten" drin.