: Der Zusammentanz
Bremen ist noch nicht im „Tanzplan“, organisiert aber das erste norddeutsche Treffen der staatlichen Kompanien
Im April bereisten Vertreterinnen der Bundeskulturstiftung die Stadt, um Bremens Tauglichkeit zu testen, am Projekt „Tanzplan vor Ort“ zu partizipieren. Fünf Millionen Euro standen dafür in Aussicht. Die für Ende des Jahres angekündigte Entscheidung, welche Städte sich mit diesem Geld in Bewegung setzen dürfen, ist allerdings vorerst verschoben. Jetzt hat die „Initiative Tanzstadt Bremen“ zusammen mit dem Bremer Theater selbst zugeschlagen und das erste norddeutsche Tanztreffen ins Leben gerufen. Das fünftägige Festival beginnt am Sonntag.
Beteiligt am neuen Netzwerk sind sämtliche Tanzcompagnien der norddeutschen Stadt- und Staatstheater, mit Ausnahme zunächst noch von Münster und Hamburg (John Neumeyers Kompanie hätte qua Ensemblegröße auch sämtliche Bremer Bühnen gesprengt). Das Credo der Veranstalter: Nicht nur die freie Szene, auch die staatlichen Tänzer sind kreativ und mobil. In der Tat ist etwa Urs Dietrichs Bremer Tanztheater international ungleich präsenter als in den norddeutschen Nachbarstädten.
Von nun an soll der Austausch zweimal pro Jahr stattfinden. Dabei werden nicht immer alle der neun beteiligten Kompanien dabei sein, dafür ist ein reichhaltiges mediales und tanzpädagogisches Angebot eingeplant. Konkret in Bremen gibt es jetzt sieben Schulvorstellungen mit „Choreografien für alle Altersstufen“.
Auch eine politische Ausstrahlung ist erwünscht: Zu Beginn diskutieren die Intendanten der beteiligten Häuser über die Rolle der – immer gern schließungsbedrohten – Tanzsparten. Da der Oldenburger Intendant durch Chefchoreograf Martin Stiefermann von „MS Schrittmacher“ vertreten wird, könnte sich dabei unfreiwillige Komik ergeben: Unlängst nämlich flatterte Stiefermanns Kompanie die Kündigung ins Haus, möglicherweise sollen die Bremer das Haus künftig mit betanzen.
Diese Art von Mobilität und Vernetzung haben die Veranstalter des Tanztreffens natürlich nicht im Sinn, im Gegenteil: Ein kontinuierlicher Austausch schaffe Solidarität und beuge Fusionierungen und Spartenschließungen vor, betont Patricia Stöckemann, Tanzdramaturgin am Goetheplatz. Effizient ist die Vernetzung allemal: Da das Ganze auf Gegenseitigkeit, also gagenfrei, funktioniert, kostet das opulente Festival gerade mal 8.000 Euro. Henning Bleyl
4.–8.12., das komplette Programm unter www.tanzstadt-bremen.de.