Der Stand-up-Intellektuelle: Woody Allen wird 70 Jahre alt

Ach, das mit den Witzen immer. Klar hat er einen oft zum Lachen gebracht mit seinen Sprüchen über Gott, Depressionen, Blow-Jobs, Nazis, Juden und was nicht noch alles. Aber diese Stand-up-Comedian-Sprüche sind doch längst nicht alles. Zwei Dinge (mindestens) lassen sich nämlich unbedingt auch fürs Leben lernen von diesem filmischen Werk, das sich da seit 1966 mit nicht zu bremsender Stetigkeit sedimentartig in den Kinos ablagerte: etwas über Männer (und Frauen) und etwas über Großstädte (und Natur). Zum Ersten: Woody Allen erzählte einem, dass Männer nicht nur mit Muskeln und Heroismus Frauen beeindrucken können, sondern auch mit Witz und Melancholie. Gut, das zu wissen. Viele Regisseure erzählen einem ja im Kino das Gegenteil. Zum Zweiten: Dass Großstädte toll sind („Manhattan“!) und Natur doof ist, kriegte man auch nicht oft zu hören, als ökologiediskursgeprägter Deutscher. Wäre natürlich jetzt zu hoch gegriffen, Woody Allen zum intellektuellen Vorbild schlechthin auszurufen; aber dass sich Intellektualität besser mit Ironie verbindet als mit Pathos, das hat er einem beibringen können. 39 Filme in 39 Jahren hat er gemacht, heute wird er 70 Jahre alt. DRK

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