: Einblick (472)
Fabian Knecht & Andreas Greiner, bildende Künstler
■ Fabian Knecht, 1980 geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Er hat an der Universität der Künste, Berlin, am California Institute of the Arts und an der Ale School of Fine Arts, Addis Abeba, studiert. 2012 war er Mitarbeiter im Studio von Matthew Barney. Seit 2009 studiert er unter Prof. Olafur Eliasson am „Institut für Raumexperimente“, Berlin. Die Interventionen und Malereien von Fabian Knecht bespielen die Grenze zwischen Alltag und Ausnahmezustand. Sie verdanken ihre Kraft einer Mischung aus Rohheit und poetischer Dichte, dem Pendeln zwischen aggressiver Bestimmtheit und melancholischer Tiefe. Sie geben dem Alltag die Ambivalenz, die alle Dinge umgibt, zurück und fragen nach den toten Winkeln und blinden Flecken der Normalität. ■ Andreas Greiner, 1979 geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Er hat in San San Francisco and Florenz figürliche Skulptur studiert und danach drei Jahre lang Medizin aus Neugierde am menschlichen Körper. Derzeit ist er Meistersschüler bei Prof. Olafur Eliasson an der Universität der bildenden Künste Berlin und dem Institut für Raumexperimente. Andreas Greiner arbeitet an zeitbasierten Skulpturen und Installationen und daran, durch stetige Experimente mit Künstlerkollegen seinen künstlerischen Horizont offen zu halten. Er hat das Künstlerkollektiv Das Numen mitbegründet, das die nächste Ausstellung im Schinkelpavillon ausrichten wird. Er arbeitet darüber hinaus eng mit Armin Keplinger, Julian Francis Bisesi, Julian Charière und Fabian Knecht.
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/Dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Fabian: Ich bin gerade drei Monate von Jordanien über Ägypten und Sudan nach Äthiopien gereist und habe demzufolge fast nichts in Berlin gesehen. Und seitdem ich wieder in Berlin bin, habe ich intensiv an meinem bzw. unserem Zeug gearbeitet. Andreas: Mir geht es ähnlich wie Fabian. Ich bin viel unterwegs, und dadurch, dass Ausstellungen unser tägliches Brot bedeuten, verliert man schon mal den unvoreingenommenen Blick auf das Erlebte bzw. Gesehene, den man braucht, um eine Ausstellung auf sich wirken zu lassen. Was Kunst angeht, bin ich mittlerweile immer mehr der Auffassung, dass Ausstellungen nicht notwendigerweise das richtige Format sein müssen, um interessante Ansätze zu vermitteln. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst Du empfehlen? Fabian: ganz klar: The Mars Volta. Virtuos, komplex und unfassbar energetisch. Ich hoffe, dass sie das 30-minütige Cassandra Gemini Opus noch irgendwann einmal live spielen. Andreas: Die Berliner Philharmonie. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/Dich zurzeit durch den Alltag? Fabian: Zurzeit lese ich „Romantik – Eine deutsche Affäre“ von Rüdiger Safranski. Ich stieß in Schlingensiefs „So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein“ darauf, wo es erwähnt wurde. Dürrenmatt kann man aber auch immer lesen: „Die Panne“. Andreas: Ich lese nicht. Oder nur, wenn es nicht anders geht. Das heißt nicht, dass ich noch nie ein interessantes Buch gelesen hätte, aber meistens vergesse ich es sofort danach wieder. Meine Anatomiebuchsammlung werde ich jedoch nie hergeben. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/Dir am meisten Freude? Fabian: Die Kombi aus „im Studio“ und sehr lauter Musik. Andreas: Kleine unerwartete, sensible Gesten in zwischenmenschlichen Begegnung als Ausdruck zuvorkommender Freundlichkeit und Mitgefühls. Das Gespräch mit einer alten Dame oder einem Herren älteren Semesters im Bus. Immer dann, wenn die scheinbar wichtigen Dinge wie das nächste Projekt, etwa eine Ausstellung, auf einmal wieder unwichtig werden.