Der letzte Augenblick

MITTE Nur noch bis Freitag zeigt die Galerie C/O Berlin Fotokunst im Postfuhramt. Wer das Gebäude mit dem besonderen Charme noch einmal sehen will, muss sich sputen

Es war einmal vor über zehn Jahren, da war das ehemalige Postfuhramt in Mitte plötzlich weg. Unsichtbar. Verschwunden hinter Tausenden Liebesbriefen, die der Aktionskünstler HA Schult eingescannt und im Sommer 2001 an der Fassade des Backsteingebäudes angebracht hatte. Das sei, so der Künstler damals, „die größte Liebesskulptur der Welt“.

Am kommenden Wochenende wird das Gebäude erneut verschwinden. Zwar wird es diesmal von außen sichtbar bleiben. Das Innenleben aber wird für die Öffentlichkeit unzugänglich. Denn die Fotogalerie C/O Berlin, die das Haus mit seinen Ausstellungen und Veranstaltungen seit über zehn Jahren prägte, muss ausziehen. C/O präsentierte an der Oranienburger Straße nicht nur so ziemlich alles, was weltweit Rang und Namen in der Fotokunst hatte, sei es aus Berlin wie Gundula Schulze Eldowy, sei es aus der ganzen Welt wie Larry Clark, Martin Parr oder Anton Corbijn. Allein zur Ausstellung der US-Fotografin Annie Leibovitz kamen im Jahr 2009 über 100.000 Besucher. Sie bekamen, ganz nebenbei, auch noch ein einzigartiges Gebäude zu Gesicht. Denn an kaum ei- nem anderen Ort in Berlin-Mitte ist die Patina des Vorwende-Berlins so deutlich spürbar.

Die letzten Ausstellungen zeigen unter anderem Bilder von Ulrich Seidl und Christer Strömholm. Sie sind noch bis Freitag zu sehen. Letzter Einlass ist dann um 19.30 Uhr. Danach bleibt nur noch die öffentliche Abschiedsparty am Samstag ab 21 Uhr.

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