: Nord-Bischöfe unterstützen Käßmann
KIRCHE Nach ihrer Kritik am Afghanistan-Einsatz erhält Margot Käßmann kirchliche Rückendeckung
Die evangelischen Bischöfe im Norden haben die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, in ihrer Haltung zur Bundeswehr in Afghanistan unterstützt. „Viele Menschen verstehen nicht mehr, warum der Einsatz nötig ist und welches Ziel er hat. Auch ist unklar, wie er beendet werden kann. Bischöfin Käßmann hat daher Recht, wenn sie diese Diskussion einfordert“, sagte die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Jede Anwendung von Gewalt müsse an strenge Bedingungen geknüpft werden. Im Fall Afghanistans seien diese unklar geworden.
Die strikte Ablehnung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr durch Käßmann war parteiübergreifend auf Kritik gestoßen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) etwa erinnerte Hannovers Landesbischöfin daran, dass die deutschen Soldaten im Auftrag der Vereinten Nationen gegen die Taliban kämpften. Auch von Seiten der SPD und der Grünen-nahen Böll-Stiftung war Käßmann kritisiert worden.
Der Schleswiger Bischof Gerhard Ulrich forderte dagegen, der Einsatz müsse an seinen ursprünglichen Zielen gemessen werden. Ulrich betonte: „Ich stimme dabei Bischöfin Käßmann unbedingt zu, dass wir mehr Kreativität in unserer Friedenspolitik brauchen.“ Allerdings dürfe die Realität nicht aus den Augen verloren werden. „Wir können nicht von heute auf morgen aus Afghanistan abziehen.“
Die hannoversche Landesbischöfin Käßmann hatte mit ihrer Neujahrspredigt eine breite Diskussion ausgelöst. Darin hatte sie einen erkennbaren Plan für den Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan gefordert.
In einem Interview zu Weihnachten hatte Käßmann allerdings auch gesagt: „Auch nach den weitesten Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dieser Krieg so nicht zu rechtfertigen.“ Und: „Möglichst bald sollten die deutschen Soldaten aus Afghanistan abgezogen werden.“ (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen