Ein reizvoll’ Bildnis

Schon der Titel des um 1820 in Dresden geschaffenen Gemäldes ist eine Provokation: „Nebelschwaden“ hat es Caspar David Friedrich wohl selbst genannt. Und damit hat der 1774 in Greifswald geborene Maler gleich zwei Reizworte aneinander gereiht – für eine Kunstauffassung, der die oberste Bedingung der Schönheit doch die Einheit, sprich: die konturierte Gestalt ist. Nebel – das ist das genaue Gegenteil davon, ein irgendwie alles verschmelzendes Milieu, die Auflösung der Ränder. Und Schwaden, das ist die Auflösung des Nebels: Fleckig über das Grün der Hügel gekipptes Weiß, im Vordergrund nichts, außer mittig die zeltartige Behausung in mattem Dunkelbraun vor der schemenhaft eine Figur kauert, und darüber, die Dreiecksform des Zeltes imitierend, ein Schwarm schwarzer Vögel. Die darf man gerne für Aasfresser halten: Hier ist alles provisorisch, vom Ende angenagt – mehr Weltuntergang, als Landschaft. Ein verhängnisvolles Bild. Tja, und wer das sieht, den kann’s im Grunde auch nicht groß wundern, dass sich Menschen dafür selbst in Schwierigkeiten bringen. bes/ FOTO: DPA