Paralympics in London: Es geht richtig gut los

Die deutschen Athleten haben bei den Paralympics in London einen glänzenden Start erwischt. Höhepunkt war das Doppel-Gold der Judo-Schwestern Carmen und Ramona.

Carmen Brussig freut sich über ihren Erfolg. Bild: dpa

LONDON dpa | Mit jeweils zweimal Gold, Silber und Bronze haben die deutschen Behindertensportler zum Wettkampf-Auftakt der Paralympics alle Erwartungen übertroffen. Bundespräsident Joachim Gauck, der dem Bahnradsportler Tobias Graf höchstpersönlich die Bronzemedaille überreichte, kam am Donnerstag aus dem Gratulieren nicht mehr heraus.

Den Höhepunkt des ersten Wettkampftages verpasste das Staatsoberhaupt aber: die beiden Goldmedaillen im Judo durch die Schweriner Schwestern Carmen und Ramona Brussig. Danach ging im offiziellen deutschen Haus endgültig eine große Party los.

Nur wenige Minuten nachdem Carmen in der Klasse bis 48 Kilogramm Lee Kai-Lin aus Taipeh geschlagen hatte, ließ Ramona in der Klasse bis 52 Kilogramm der Chinesin Wan Lijin keine Chance. Ganze 19 Sekunden benötigte die sehbehinderte Athletin und viermalige Weltmeister, um ihre Rivalin mit Ippon zu bezwingen. „Die zwei sind seit Jahren extrem erfolgreich und unheimlich sympathisch", sagte Karl Quade, Chef de Mission, über die 35 Jahre alten Schwestern. „Das ist ein toller Erfolg für die Judo-Truppe".

Allein schon durch die beiden goldenen Plaketten überflügelten die Paralympics-Athleten zum Auftakt ihre nicht-behinderten Kollegen, die jüngst bei Olympia zwei Tage lang komplett leer ausgegangen waren. Da konnten sich selbst Michael Vesper, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), bei seinem Lob einen kleinen Seitenhieb in Richtung eigenes Team nicht verkneifen: „Ich freue mich für die Kollegen des Deutschen Behindertensportverbandes, dass sie nicht so lange wie ich auf die ersten Medaillen warten mussten."

„Das ist das Größte“

Vesper war wie DOSB-Präsident Thomas Bach im Velodrom zu Gast. Dort überreichte Bundespräsident Gauck dem sichtlich gerührten Bahnradsportler Graf vor tausenden Zuschauern die Bronzemedaille. „Das ist das Größte, was passieren konnte", sagte Graf, der im Alter von zehn Jahren sein linkes Bein nach einem tragischen Unfall auf dem elterlichen Bauernhof verloren hatte, nach dem 1000-Meter-Zeitfahren.

„Ich wäre schon mit einem Platz unter den ersten Fünf zufrieden gewesen", sagte er. Dann aber schaffte Graf sogar einen Weltrekord - in seiner Schadensklasse C2 war noch keiner schneller als der Baden-Württemberger. Weil bei diesen Spielen die Klassen C1 bis C3 zusammengelegt worden war, kam er aber nicht am Sieger Li Zhang Yu aus China (C1) und Lokalmatador Mark Lee Colbourne (C1) vorbei.

Für die erste Silbermedaille hatte Luftgewehrschützin Manuela Schmermund gesorgt - gleich im Auftakt-Wettkampf der Spiele. „Ich war nervös wie beim allerersten Mal", sagte die Schützin, die seit einem Verkehrsunfall 1992 im Rollstuhl sitzt. Über zehn Meter musste sie sich nach toller Aufholjagd Zhang Ciuping aus China geschlagen geben.

Zwei Medaillen heimsten auch die Schwimmer ein: Kirsten Bruhn eroberte über 100 Meter Rücken Silber. „Letztendlich bin ich mit Silber natürlich zufrieden, mit dem Rennen aber überhaupt nicht", meinte sie. Sebastian Iwanow durfte auf derselben Distanz über Bronze jubeln - und zog ein entgegengesetztes Fazit. „Ich bin persönliche Bestzeit geschwommen. Das war ein perfektes Rennen für mich."

Das junge deutsche Team will in der Nationenwertung mindestens Platz elf von 2008 wiederholen. Damals gewann Deutschland 14 mal Gold sowie 25 Silber- und 20 Bronzeplaketten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.