: Was spricht für die große Leere?
Masterplan fürs Feld
Sehr beliebt ist er nicht, der Masterplan für die Bebauung des Tempelhofer Felds der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Am meisten Applaus bekommt am Mittwoch im alten Flughafengebäude nicht Bausenator Michael Müller (SPD) für seine Präsentation, sondern Julius Dahms von der Initiative 100 % Tempelhofer Feld für seine Gegenrede. Er hält ein flammendes Plädoyer dafür, dass die schier unendlichen Weiten zwischen Tempelhofer Damm und Oderstraße unberührt bleiben sollen. Mehr als 28.000 Unterschriften hat die Initiative für ihr Volksbegehren gegen die Bebauung gesammelt. Sie befürchtet, dass nur die Baubranche, aber nicht die Bürger profitieren und vor allem Luxuslofts auf das Feld gebaut werden. Die Lösung der Initiative: Alles soll bleiben, wie es ist.
Doch ist es nicht gerade Luxus, wenn mitten in der boomenden Hauptstadt eine riesige Freifläche für immer unverändert bleiben soll? Fakt ist, dass der Wohnraum immer knapper wird und bis 2030 laut Senatsprognosen rund 250.000 Menschen mehr in Berlin wohnen als bisher. Die Mieten werden sicher steigen, wenn kein neuer Wohnraum geschaffen wird. Selbst wenn der Rand des Felds mit Luxuslofts vollgepflastert würde, dürfte dies den Wohnungsmarkt entlasten.
Diejenigen, die das Feld so lieben und vielleicht extra deshalb nach Kreuzberg oder Neukölln sind, wollen den Jetztzustand konservieren. Sie sind aber zugleich Teil der Wandlungsprozesse am Feld. Wenn dort die Nachfrage nach Wohnraum höher ist als das Angebot, läuft es letztlich darauf hinaus, dass der Preis reguliert, wer einziehen darf. Die 4.200 Wohnungen, die laut Senat bis zum Jahr 2025 entstehen sollen, könnten Druck aus den umliegenden Wohngebieten herausnehmen.
Es geht nicht darum, dass das Feld verschwindet. Die Stadt will auch erst mal weniger bauen als ursprünglich geplant: Ein viertes Quartier am Columbia-Damm wurde auf die lange Bank – nämlich auf nach 2025 – verschoben. Wenn die anderen Ränder bis dahin bebaut werden, ist die Fläche immer noch größer als der Tiergarten. Was bleibt also? Genügend Platz zum Entspannen und Kitesurfen. MARTIN RANK