körting betet : Eine mutige Demonstration
Der Vergleich drängt sich auf. Während in Rom und Paris Hunderttausende auf die Straße gingen, um Solidarität mit „ihren“ Geiseln zu demonstrieren, herrscht nach der Entführung von Susanne Osthoff im Irak in Berlin seltsames Schweigen.
Kommentar von UWE RADA
Umso mutiger war der Schritt von Innensenator Ehrhart Körting (SPD), der gestern in einer Moschee für die Freilassung von Susanne Osthoff gebetet hat. Dass das Gebet von der Islamischen Förderation initiiert worden war, störte Körting dabei nicht. Im Gegenteil. Ausdrücklich lobte der Innensenator deren Engagement. Das kann man naiv finden gegenüber einer Organisation, die nicht frei ist von islamistischen Einflüssen. Man kann es aber auch als das sehen, was es ist – als Gebot der Stunde.
Denn in diesem Augenblick geht es weniger um einen Streit über den richtigen Umgang mit der Islamischen Förderation, sondern um ein Zeichen der Solidarität. Die Föderation hat ein Angebot unterbreitet, und Körting hat angenommen.
Dabei darf es aber nicht bleiben. Gesten wie die des Innensenators gehören nicht nur in Gebetshäuser, sondern – anders als die Islamische Föderation meint – auch auf die Straße. Die Gefahr, dass eine solche Demonstration antiislamisch werden könnte, ist dann nicht gegeben, wenn es um die Forderung geht: für die Freilassung einer entführten Geisel. Und um ein Zeichen, dass diese Freilassung nicht nur eine Sache diplomatischen Verhandlungsgeschicks ist, sondern eine res publica, eine öffentliche Aufgabe.
Ehrhart Körting hat den Anfang gemacht. Der nächste Schritt wäre nun eine Mahnwache. Wenn schon niemand der üblichen Verdächtigen dies in Angriff nehmen will, warum sollte nicht der Berliner Senat dazu aufrufen?