„Der Preis ist zu hoch“

WASG-Aktivist Wolfgang Fiege will die Fusion mit der PDS nicht mittragen und gründet nun lieber eine eigene Partei

taz: Herr Fiege, bei der letzten Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen haben Sie noch für die WASG kandidiert. Derzeit droht Ihnen ein Parteiausschluss. Wieso?

Wolfgang Fiege: Weil man mich, und übrigens auch andere Leute aus dem Leverkusener Kreis, parteischädigender Umtriebe bezichtigt. Nur weil wir die Fusion mit der PDS nicht mittragen wollen. Die WASG wollte einmal die Versöhnung zwischen dem bürgerlichen und dem linken Lager. Dafür hätte es Zeit gebraucht. Diese Zeit hätte auch ein anderes Problem erledigt. Derzeit sitzen in der PDS ja noch die über 60-jährigen SED-Kader.

Etwas bewegen kann die WASG derzeit vor allem im Bundestag. Wollen Sie diesen Erfolg durch eine Parteispaltung aufs Spiel setzen?

Ich will dieses Projekt nicht mit Leuten machen, die stolz darauf sind, als IM gedient zu haben. Dieser Preis ist mir zu hoch. Offenbar ist man nicht bereit, Widersprüche in der Partei auszuhalten. Qualifizierte Minderheiten werden mit einer Holzhammermentalität niedergebügelt, die ihresgleichen sucht. Gegen das Politbüro der Funktionäre ist schwer anzukommen.

Und da machen Sie lieber als Sekte weiter?

Ich würde den Begriff so nicht verwenden, denn zur Sektiererei gehört auch immer ein wenig Verschrobenheit. Und die kann ich bei uns nicht erkennen. Wir haben die Gruppe „Frieden und Soziale Gerechtigkeit“ gegründet, daraus soll einmal eine Partei werden. Wir vertreten die Ideale, für die die WASG einmal angetreten ist. Einige bundesweite Treffen hatten wir bereits.

Derartige Kleinparteien enden meist kläglich, das letzte Beispiel ist die Truppe des Montagsdemo-Begründers Andreas Erholt aus Magdeburg. Haben Sie keine Angst, dann gar nicht mehr wahrgenommen zu werden?

Etwa zehn Jahre geben wir uns, das Projekt ist längerfristig angelegt. Sollte es aber in den nächsten zwei Jahren keine sichtbaren Erfolge geben, muss man noch einmal überlegen. Wir werden all jene Gruppen einsammeln, die sich bereits von der WASG losgesagt haben. Außerdem hat die Zusammenarbeit zwischen WASG und PDS gezeigt, dass eine Fusion auch für andere kleine Parteien ein Erfolgsmodell sein kann.

Wen haben Sie denn als Fusionspartner im Auge? Etwa die ÖDP?

Nein.

Oder die DKP?

Um Gottes willen! Warten Sie es ab. INTERVIEW: DAS