: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Schwarz-grüne Bündnisse in den Ländern sind noch unwahrscheinlicher geworden, seit in Berlin die große Koalition regiert. Und für die ewig gestrige „Bild“-Zeitung gibt es eine hübsche Idee für einen neuen Werbefeldzug – leider
taz: Was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Das Fleisch.
Was wird besser in dieser?
Die Plätzchen!
Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Günther Oettinger, meint, ältere Arbeitnehmer sollten weniger verdienen, weil ab 40 die Lernfähigkeit abnimmt. Hat er Recht?
Interessant, dass das Grundgesetz das vollendete 40. Lebensjahr für die Wahl zum Bundespräsidenten voraussetzt. Dahinter steckt die gleiche Idee: dass man ab einem bestimmten Alter nicht mehr jeden Scheiß mitmacht. Ausnahme Oettinger und Spiegel, der gleich eine OECD-Studie passend macht. Meint man es sehr gut mit der Unionsmumie Oettzi, ahnt er, dass es all die Jobs, die man künftig bis 67 machen soll, nicht gibt – und dass da was passieren muss.
In Deutschland ist die Erwerbsquote bei Älteren niedrig. Gerade mit Blick auf die Verschiebung der Rente bis 67: Wie kann man das ändern?
Die Rente ist nicht wirklich verschoben worden, sondern die Rentenhöhe empfindlich gemindert worden. Die gesellschaftliche Ächtung des älteren Mitarbeiters ist eine CDU-Erfindung und hieß „Vorruhestand“, Blüm hat sich inzwischen dafür entschuldigt. Aber richtig, nur 41 Prozent der 55- bis 64-Jährigen in Deutschland haben noch Arbeit. Macht mal umgekehrt jemand eine Studie darüber, wie alt die Bubiguerilla war, die mit „Neuem Markt“ oder UMTS- Frequenzen voll lernbegierig hunderte Unternehmen, von Softwarebude bis Mannesmann, zerlegt hat ?
Der CDU-Bundesvorstand befasst sich heute mit dem Wahlergebnis vom 18. September. Wird Merkel diese Debatte ohne Schrammen überstehen?
Ja, hat sie schon. Sonst wäre es ihren Gegnern ja gelungen, diese Debatte zeitnah zu führen.
Am Samstag trifft sich die CDU in Baden-Württemberg zu ihrem Landesparteitag. Wie steht es denn mit Schwarz-Grün derzeit? Ist Schwarz-Grün wahrscheinlicher geworden, seit die Grünen in der Opposition im Bundestag sind?
Für die Union sind schwarz-gelbe Landesregierungen interessanter, um dem Wähler eine realistische Alternative für die Zeit nach der großen Koalition präsent zu halten. Die grüne Not ist so groß, dass sie kaum Forderungen stellen könnten in Koalitionsverhandlungen. Das ist die taktische Seite. Die inhaltliche: Die verlorene Basis der Grünen sind die neuen sozialen Bewegungen. Die kann sie politisch vertreten lernen, das kann die FDP nicht. Schwarz-Grün wäre also derzeit Selbstmord.
Die Linkspartei trifft sich am Samstag zu ihrem Bundesparteitag in Dresden. Wird die Fusion von PDS und WASG noch scheitern? Woher kommt eigentlich der notorische Selbstzerstörungstrieb der Linken?
Ist das, was sich da zerstören möchte, links?
Die FAZ hat neuerdings seltsame Farbtupfer auf Seite eins. Fünfzig Jahre lang hieß das Motto, so sachlich wie möglich. Und jetzt rote Flecken. Steckt hinter dieser Idee ein kluger Kopf?
Die wollten mal in diesem Interview erwähnt werden. Geschafft. Nun wieder Bleiwüste, bitte.
Die Bild-Zeitung hat neulich mit einem geschmackvollen Cover aufgemacht: einem Bild der entführten Muslimin Susanne Osthoff mit den Lettern „Wird sie geköpft?“ Auch wenn es nach 70er-Jahren riecht – wäre nicht, schon aus hygienischen Gründen, mal wieder eine Anti-Bild-Kampagne fällig?
Aus Sicht der Bild-Zeitung ist das nicht so dramatisch, das Blatt wird seit Jahren ohne Kopf gemacht. Vielleicht sollte Bild seine aktuelle Plakatkampagne nun ergänzen um das Motiv „Verbietet Bild, sie klaut uns die besten Terror-Ideen, gez. Ussama“. Aber mal im Spaß: Andere Gleitmedien (Spiegel, FAZ) schmusen mit dem vermeintlich verruchten Outlaw, und eine kulturelle Elite, die mehrheitlich keine Angst vor der Bild hat, gibt’s nicht.
Und was macht Borussia Dortmund?
Vergeigt das erste Heimspiel im umbenannten StadiumFormerlyKnownAsWestfalen. Das hat Anstand. FRAGEN: SR