MÄNNERGESPRÄCHE: Im Sextalkforum

Es gebe da einen Klienten, der für mächtig Ärger gesorgt habe

Ein Donnerstagabend. Ich habe gerade noch den Erkennungssound von HBO in den Ohren, als am Tisch folgender Teil einer Geschichte erzählt wird: Es gebe da einen Klienten, der für mächtig Ärger gesorgt habe, als er sich in einem Sextalkforum als sozial unverträglich outete. Ich stutze, schaue mich fragend im Raum um: Sextalkforum?

Der Barbetrieb – wir haben uns zum Feierabendbier unter Männern in einer dieser großen Szenebars in Neukölln eingefunden – läuft im Hintergrund wie gewohnt weiter. Die Kellnerin, die für unseren Tisch zuständig scheint, trägt eine Rose im Knopfloch, oder, richtig: einen Stecker in der Nase.

Ja, und in diesem Forum, geht die Geschichte weiter, habe er in der Rubrik „Wichsen an ungewöhnlichen Orten“ den Ruheraum einer Sauna angegeben. Pause. Staunen. Nachhaken: Wie bitte, in welcher Rubrik?

Jetzt war er natürlich unten durch, der Klient, im Forum und vor allem bei seinen Saunakollegen. Wohl Zeit, eine neue Sauna aufzusuchen. Wir lachen, trinken unsere Biere aus, wollen dann auch gehen und bitten die Kellnerin, zahlen zu dürfen. „Kommt doch an die Theke, wenn ihr angezogen seid“, sagt sie. Mag sein, dass ich durch die derzeitige Lieblingsserie, dem HBO-Sound oder diese abstruse Geschichte von der Sauna und der abstrusen Rubrik so verstört bin, jedenfalls antworte ich: „Wieso? Sind wir denn jetzt nackt?“

Muss ich erzählen, dass die Kellnerin das jetzt nicht so lustig findet? Sondern sich sprachlos und empört zurückzieht? Dass der eine am Tisch lacht und der andere vor einer kleinen privaten Brüderle-Diskussion warnt? Dass wir an der Theke dann natürlich bei einer anderen Bedienung zahlen müssen? Nein, muss ich wohl nicht.

Über die Rubrik in dem Sextalkforum lache ich immer noch. Die sehr gute HBO-Serie, die ich gerade schaue, heißt übrigens „Girls“. RENÉ HAMANN