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Archiv-Artikel

Katholischer Kontinent

LATEINAMERIKA Großer Jubel in vollen Kirchen

BUENOS AIRES/BERLIN taz | „Dios es argentino – Gott ist Argentinier!“ Bei Marina kullerten die Tränen, als die Botschaft auf ihrem Handy erschien. Der gleichnamige Song der argentinischen Rockband Villanos hat einen völlig neuen Klang gewonnen. „Wenigstens ist es jetzt der Papst!“, simste die 40-jährige Argentinierin zurück. Zwar habe sie mit den katholischen Oberen nichts am Hut, aber die Wahl hat sie enorm berührt. „Bergoglio hat etwas von Johannes Paul II.“, meint sie. Letzterer hatte ihn im Februar 2001 zum Kardinal ernannt. Und der konservative Pole wurde in Argentinien mehr verehrt als sein steifer deutscher Nachfolger Benedikt XVI.

Kaum hatte sich die Nachricht von Bergoglios Amtsantritt als Papst Francisco verbreitet, versammelten sich zahlreiche Menschen in und um die Kathedrale im Zentrum der Hauptstadt Buenos Aires. Hier, an seiner alten Wirkungsstätte, wurde gejubelt und gefeiert.

Rund 40 Prozent der Katholiken weltweit leben in den lateinamerikanischen Ländern, die als Spätfolge der spanischen oder portugiesischen Kolonialherren durch den katholischen Glauben stark geprägt sind. Er gehört zum gelebtem Alltag. Anders als in Europa, wo man in vielen großen Kirchen vor allem fotografierende Touristen antrifft, werden argentinischen Gotteshäuser tatsächlich überwiegend zum Gebet genutzt. Tägliche Messen sind genauso üblich wie Schlangen vor Beichtstühlen.

So überrascht es kaum, dass schon unmittelbar nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. in argentinischen Zeitungen geschrieben wurde, es sei nun Zeit für einen Papst aus Lateinamerika – mindestens aber müsse er Spanisch sprechen.

Entsprechend euphorisch fielen nun die Reaktionen in ganz Lateinamerika aus. „Wir haben einen lateinamerikanischen Papst. Wir erleben historische Momente. Es lebe Franziskus!“, twitterte etwa der linke Präsident von Ecuador, Rafael Correa.

Die plausibelste Erklärung dafür, warum es zum ersten Mal ein Lateinamerikaner zum Oberhirten der Katholiken geschafft hatte, kam jedoch aus Venezuela. „Wir wissen, dass unser Comandante bis zu zum Himmel aufgestiegen ist und dass er Christus von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht,“ erklärte Nicolás Maduro, der den kürzlich verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez vertritt. Dadurch habe sich nun einiges verändert und Christus hätte zu Chávez gesagt, dass die Stunde Südamerikas gekommen sei. JUEVO, GA