: Dioxinskandal bleibt ungesühnt
ERNÄHRUNG Dioxinfunde in Fleisch und Eiern schreckten Ende 2010 die Verbraucher auf. Staatsanwaltschaft lässt Verdacht gegen Futterfirma fallen
BERLIN taz | Warum Futtermittelpanscher meist glimpflich davonkommen, zeigen die Ermittlungen gegen die für den Dioxinskandal vor zwei Jahren mitverantwortliche Firma Harles und Jentzsch. Zwar hat die Staatsanwaltschaft im holsteinischen Itzehoe nach eigenen Angaben vom Freitag Anklage gegen zwei Manager erhoben – aber nicht, weil sie Futterfette verkauft haben, die stärker als erlaubt mit dem Gift Dioxin belastet waren. Sondern wegen eines früheren Falls, in dem sie Futterzutaten falsch deklariert haben sollen.
In dem Dioxinskandal Ende 2010/Anfang 2011 war verseuchtes Fett von Harles und Jentzsch zum Beispiel an Schweine und Geflügel verfüttert worden. Prompt überschritten Fleisch und Eier die Grenzwerte zum Teil drastisch und gelangten dennoch in den Handel.
Die Ermittler konnten aber nicht nachweisen, dass die Beschuldigten vom Dioxin in den Fetten wussten. Deshalb ließ die Staatsanwaltschaft den Verdacht von Straftaten wegen des Vertriebs von letztendlich die menschliche Gesundheit gefährdenden Futterzutaten fallen.
Um solche Fälle künftig zu verhindern, fordert die Verbraucherorganisation Foodwatch eine „lückenlose, chargengenaue Testpflicht aller Futterzutaten auf Giftstoffe, bevor sie ins Futter gemischt werden“. Denn wenn Harles und Jentzsch dazu verpflichtet gewesen wäre, hätten die Manager vom Dioxin im Fett erfahren, bevor es im Trog landete. Sie hätten sich nicht damit herausreden können, dass sie ja nichts bemerkt hätten.
Bei ihren Ermittlungen wegen des Dioxinskandals entdeckten die Fahnder aber auch, dass Harles und Jentzsch von Oktober 2009 bis Juli 2010 mehr als 2.300 Tonnen Futterfette mit Fettsäuren aus Altspeiseresten gestreckt hatten. Solche Stoffe dürfen Bauern nicht verfüttern. Die Staatsanwaltschaft wirft den Managern vor, die Speisereste wissentlich als „Pflanzenfett“ oder „pflanzlich“ deklariert zu haben. Mit diesen Geschäften soll die Firma mehr als 1,2 Millionen Euro eingenommen haben. Die Anklage lautet auf gewerbsmäßigen Betrug und Kundentäuschung mit Futtermitteln.
JOST MAURIN