Kunstrundgang : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Aris Kalaizis, 1966 in Leipzig geboren, hat dort an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) seinen Abschluss gemacht. Auf einem seiner Bilder – jetzt in der Villa Oppenheim – ist unschwer sein Künstlerkollege Matthias Weischer zu erkennen. All das deutet schnurgerade auf das Phänomen der „Neue Leipziger Schule“ hin. Auf jenen Kreis von Künstlern aus der HGB, die – kaum der Hochschule entwachsen – in der internationalen Kunstwelt für Furore sorgten, gerade eben wieder auf der Art Basel/Miami Beach.
Betrachtet man jedoch Aris Kalaizis‘ Bilder, möchte man ihn glücklicherweise nicht so einfach der Neuen Leipziger Schule zuschlagen. Zwar malt auch er figürlich, doch sein Stil fällt aus dem Schema heraus. Wie die Gesten seiner Figuren, möchte man auch seine Farben greller nennen, als man sie von den Leipzigern kennt. Deren beruhigte, immer ein wenig zur Langeweile tendierenden Oberflächen wirken staubtrocken; die auf ihnen dargestellten Körper eher wie Abbildungen von Körpern, nicht wie wirkliche Körper. Diese zitierende Distanz in Form eines geradezu papierernen Körpers fehlt bei Kalaizis. Sein realistischer Zugriff ist entschiedener und erinnert daher auch manchmal an den überzüchteten, inzwischen altmodisch erscheinenden Realismus der 70er Jahre. Kalaizis stellt das Fleisch am Körper heraus, die Glätte des schwarzen Leders, das die Frauenfigur trägt, die in seinen Bildern immer wiederkehrt, das Spiegeln der Gläser ihrer Sonnenbrille. Diese Fetischisierung der Materialität, etwa mit Hilfe deutlicher Glanzlichter, beunruhigt. Sie deckt etwas Unheimliches auf, mit dem das leicht übertriebene Make up der Protagonisten in Erasmus Schröters großformatigen Fotoporträts verblüffend korrespondiert. Die Erklärung der irritierenden Überdeutlichkeit: es handelt sich um Bilder von Theaterstatisten.