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Archiv-Artikel

Zeugin sagt gegen Saddam aus

Im Irak ist der Prozess gegen den Exdiktator in eine neue Phase eingetreten

BAGDAD rtr ■ Im Prozess gegen Saddam Hussein hat gestern erstmals eine Frau gegen den ehemaligen Machthaber des Iraks ausgesagt. Sie schilderte unter Tränen, wie sie in Gefangenschaft gedemütigt und geschlagen wurde und sich vor ihren Peinigern entkleiden musste. Um sie zu schützen, sagte die Frau hinter einem Vorhang aus. Ihre Stimme wurde verzerrt und ihr Name nicht genannt. Nach ihren lautstarken Auftritten am Vortag und zahlreichen Unterbrechungen verhielten sich Saddam Hussein und seine sieben Mitangeklagten während der Aussage der Frau weitgehend ruhig. Sie sind wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Im Zentrum dieses ersten Verfahrens steht das Massaker in Dudschail, bei dem Saddams Sicherheitskräfte der Anklage zufolge mindestens 148 Menschen getötet haben. Mit den Zeugenaussagen ist das Verfahren in eine neue Phase eingetreten. Erstmals können sich Leute äußern, die während Saddams langjähriger Herrschaft verfolgt wurden. Die Zeugen beschrieben Hinrichtungen, Folter und Misshandlungen, wie Körperteile von Gefangenen durch Fleischwölfe getrieben wurden. Seit Prozessbeginn sind zwei Anwälte bei Anschlägen getötet worden.