Umweltverschmutzung: Uran aus dem Hahn

In Mecklenburg-Vorpommern zeigen Messungen erhöhte Uranwerte im Trinkwasser. Die Grünen sehen die Schuld bei den konventionellen Bauern.

Sieht schön aus, ist aber häufig des Guten zu viel: Ein Landwirt düngt sein Feld. Bild: dpa

HAMBURG taz | In Mecklenburg-Vorpommern sorgen sich die Grünen um das Trinkwasser. Seit Jahren werden erhöhte Uranwerte in Grund- und Trinkwasser gemessen. Die umwelt- und agrarpolitische Sprecherin der Oppositionspartei, Ursula Karlowski, schlägt Alarm: Sollten die Werte weiter ansteigen, bewege sich „eine Uran-Front“ auf das Land zu. Uran ist ein natürlich vorkommendes Schwermetall. In hoher Konzentration eingenommen, kann es die Nieren und die Leber schädigen und innere Blutungen verursachen.

Das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie hat bereits eine Arbeitsgruppe gebildet, um dem Problem auf den Grund zu gehen. Als mögliche Ursachen erforscht diese sowohl das Wasser und den Boden als auch Einflüsse der Landwirtschaft. Nach Auskunft Karlowskis geben wissenschaftliche Studien Hinweise darauf, dass giftiges Uran auch über mineralischen Phosphatdünger in den Boden gelangt. Und diesen nutzen konventionelle Landwirte. Die Grünen fordern deshalb die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft in Trinkwassereinzugsgebieten.

Bei Untersuchungen von rund 480 Wasserwerken in Mecklenburg-Vorpommern wurde bei sechs Messungen ein Uranwert über den zulässigen zehn Mikrogramm pro Liter festgestellt. Dazu zählten Standorte in den Landkreisen Mecklenburger Seenplatte, Rostock und Vorpommern-Rügen. Als Konsequenz mussten die Werke uranarmes Wasser beimischen oder gar Brunnen stilllegen. Rund 85 Prozent des Trinkwassers werden landesweit aus Grundwasser gewonnen.

Mecklenburg-Vorpommern war viertgrößter Abnehmer von Phosphatdünger im Wirtschaftsjahr 2011/ 2012. Nur Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern kauften mehr.

Auch Nitrate, ebenfalls in Düngemitteln enthalten, belasten das Grundwasser in Mecklenburg-Vorpommern. An jeder siebten der 261 Messstellen wurden mehr als die zulässigen 50 Milligramm Nitrat pro Liter ermittelt.

Besonders der Maisanbau für Biogasanlagen wird für die Bodenbelastung verantwortlich gemacht: Mais ist nitrat-unsens

In Mecklenburg-Vorpommern wurden im Jahr 2010 bei 179 Düngerkontrollen fünf Überschreitungen von Schwermetallgrenzen festgestellt. Die Nutzung der betreffenden Mittel wurde daraufhin verboten. Grünen-Abgeordnete Karlowski sagt, die Bundesregierung müsse als vorsorgende Maßnahme dringend die Düngeverordnung verschärfen.

Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschafts- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) wiegelt ab. Er sagt, es gebe derzeit keine Erkenntnisse, dass der Phosphatdünger für den erhöhten Uran-Gehalt im Trinkwasser verantwortlich ist. Backhaus zufolge deutet vieles darauf hin, dass das Uran natürlichen Ursprungs sei. Denn das Schwermetall sei schließlich auch in der Erdkruste zu finden – häufiger als etwa Quecksilber oder Selen.

Die Wasserversorgungsunternehmen sorgten außerdem dafür, dass der Uran-Wert unter dem Limit bleibe, sagt Backhaus. Kein Grund zur Sorge also.

Die Studie, die das Land zu den Uran-Spuren im Trinkwasser in Auftrag gegeben hat, soll 2014 die ersten Ergebnisse bringen, sagt der Minister. Karlowski will nicht so lange warten. Sie kündigt an, in den nächsten Tagen eine Kleine Anfrage zur Uranbelastung an die Landesregierung zu stellen.

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