: Ungleiche Brüder
VON JOHANNES KOPP
Union schaut gerne zurück, Hertha lieber nach vorn. Union bleibt hier, Hertha fährt fort. Union senkt den Altersschnitt, Hertha hebt ihn. Union blamiert einen Erstligisten, Hertha blamiert sich gegen einen Zweitligisten. Die gegensätzliche Entwicklung der beiden Clubs lässt sich auch in der Winterpause studieren.
Während man auf dem Olympiagelände in Charlottenburg nicht einmal an die eigenen Erfolge der vergangenen Saison erinnert werden möchte, ist man in Köpenick im Dokumentationsfieber. Nach dem „Buch zum Bau“ präsentierte man am Freitag auch einen Film, der auf die Renovierung des Stadions durch die eigenen Fans fokussiert. Dass kürzlich knapp 50 Fans den Trainingsplatz an der Alten Försterei vom Schnee befreiten, wird gewiss auch im nächsten Stadionheft dokumentiert werden.
Ein solcher Frondienst ist den Hertha-Fans nach der desolaten Hinrunde natürlich nicht zuzumuten. Es ist nur angemessen, dass die wenigen, die die Nähe zur Mannschaft suchten, dies mit einem Mallorca-Aufenthalt verbinden konnten. Auf der spanischen Insel sollten vergangene Woche die Grundlagen für das viel beschworene Wunder, den Klassenerhalt, gelegt werden. Das Remis gegen den FSV Frankfurt, den Drittletzten der Zweiten Liga, vermieste allerdings am Samstag die angesagte Aufbruchsstimmung.
Bei Union greift dagegen ein Rädchen ins andere. Während in einem Testspiel Bundesligist Hannover 96 mit 2:1 abgekanzelt wurde, arbeitet der Verein daran, das Team fit für die Zukunft in Liga eins zu machen. Die älteren Spieler Marco Gebhardt und Michael Bemben werden im Sommer aussortiert.
Die Herthaner wiederum, die unter der Regie von Lucien Favre noch dem Jugendwahn unterlagen, haben im Winter ein Herz für ältere Profis entdeckt. Theofanis Gekas (29) und Levan Kobiashvili (32) sollen dem fahrigen Team mehr Reife geben.
Bei so vielen Gegensätzen bleibt eins zu ergänzen: Was ihr Leistungsvermögen angeht, rücken Union und Hertha immer näher zusammen.