: Diskussion = Kunstwerk
Auch in Berlin darf Gregor Schneider nun seinen „Kubus“ nicht zeigen – weil er an die Kaaba in Mekka erinnert?
Gregor Schneider ist spätestens seit seinem Biennalebeitrag im Jahre 2001 ein anerkannter Künstler – er gewann damals den Goldenen Löwen mit der Installation „Totes Haus ur“, die als beklemmend wahrgenommen wurde. Dieses Jahr war er abermals eingeladen worden – doch sein schwarzer Würfel, den er auf dem Markusplatz installieren wollte, wurde wieder abgelehnt: Mit sechs mal sechs mal sechs Metern hätte er, so die Stadtwächter, den Gesamteindruck der Piazza San Marco gestört.
Als ob das nicht jeder Künstler wollte: die Irritation dessen, was topographisch ist und in seinen architektonischen Zeugnissen gesehen wird. Ruchbar wurde allerdings, dass man keine muslimischen Gefühle verletzen wolle. Denn der Kubus sei leicht mit der Kaaba in Mekka visuell in Verbindung zu bringen.
Nun wurde bekannt, dass Schneiders Werk auch in Berlin keine Heimat finden wird. Der Generaldirektor des Museums für Gegenwart Hamburger Bahnhof, Peter Klaus Schuster, erklärte, das Projekt sei für Venedig konzipiert. Zudem sei das Projekt politisch bedenklich. Klar, ein zutreffendes Argument: Der Plan war, den Kubus in Venedig aufzubauen. Weshalb er jedoch nur dort und nirgendwo anders stehen könnte, ist unverständlich. Der Markusplatz, so Schuster, sei belebt … und das ist das Gelände um den Hamburger Bahnhof tatsächlich nicht. Weshalb aber den Kubus, beispielsweise, nicht in den hauptstädtischen Trubel integrieren – am Alexanderplatz zum Beispiel?
Oder verbirgt sich hinter dem Nein ein politisches Signal vorauseilenden Gehorsams? Muslimische Religionsvertreter wie Nadeem Elyas haben bekundet: Es gebe kein Verbot, die Kaaba zu zeigen – auch nicht, sie in einem Kunstwerk zu paraphrasieren. Und das heißt: Her mit dem Kubus! Stellt ihn mitten in den Weihnachtsrummel! JAF