: Deutsche Bahn fährt lieber auf der Straße
Die Bahn-Tochter Railion kaufte 2001 die dänischen Güterzüge. Die Folge: Demnächst stehen fast alle still
STOCKHOLM taz ■ Die Bahn will zum weltweiten Logistik-Konzern aufsteigen – und kauft fleißig auch im Ausland ein. Zum Beispiel in Dänemark. Die Bahntochter Railion erwarb Anfang 2001 den gesamten Schienengüterverkehr des Landes. Nun ist das Unternehmen fast abgewickelt. Demnächst werden in Dänemark kaum noch Güterzüge fahren.
Transportierten die dänischen Züge vor dem Verkauf an Railion innerstaatlich noch 2,3 Millionen Tonnen Güter, so ist es jetzt noch knapp die Hälfte. Güterterminals wurden geschlossen, Zugverbindungen stillgelegt. Personal wurde entlassen, der Verkehr auf die sowieso schon überfüllten Straßen umgeleitet. Davon profitierte auch die Lkw-Tochter der Bahn, die Logistikfirma Schenker.
Nun hat Railion die letzte Etappe angekündigt: Der dänische Schienengüterverkehr soll endgültig abgewickelt werden. Nur eine Strecke will man noch behalten – die Verbindung zwischen Deutschland und Schweden. „Wir konzentrieren uns in Zukunft auf den Transitkorridor von Flensburg nach Malmö“, erklärte Railion-Geschäftsführer Christian Thing. Alle anderen dänischen Strecken würden geschlossen, „um unsere Konkurrenzkraft zu stärken“.
Railion-Danmark hat der Bahn bislang keine Freude gemacht. Man schrieb nur rote Zahlen. Das liegt nicht nur an Railion selbst. Unabhängige Verkehrsexperten sehen als Hauptproblem die feste Brücken- und Tunnelverbindungen über den Öresund und den Großen Belt. Sie haben den Lkw-Verkehr begünstigt.
Im vergangenen Jahr stand Railion kurz davor, auch Green Cargo zu erwerben – die chronisch defizitäre Güterzugtochter der schwedischen Staatsbahn. Der Deal wurde jedoch in letzter Minute gestoppt. Denn die schwedischen Gewerkschaften verwiesen unter anderem auf die schlechten Erfahrungen, die man in Dänemark mit Railion gemacht hatte.
Mittlerweile beweist Green Cargo, dass auch Güterzüge durchaus profitabel sein können. Nachdem das Unternehmen staatlich blieb, war die Frage: In die Schiene investieren oder verkaufen? Schweden hat sich für die erste Lösung entschieden – mit Gewinn.
REINHARD WOLFF