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Archiv-Artikel

Das Kopyshop Kapitel 21: Trudchen vom Kränzchen

Was bisher geschah: Die Blipiden haben eine Gesteinsprobe aus dem Brandenburger Tor genommen

„Ich habe mich auf diesen Moment vorbereitet, seit ich den ersten Schritt in meinen Pumps gemacht habe. Es ist schlimm, wenn du begreifst: Dein Schuh ist dein Feind“

A ls sie sich die Blipiden zusammen mit Jenny dem Potsdamer Platz näherten, hörten sie Sirenengeheul. „Die suchen uns“, sagte Jenny und deutete auf Major Canis. Der kleine Kampfroboter trug jenen großen Stein auf seinem Rücken, den er mit seinen Augen aus dem Brandenburger Tor herausgelasert hatte.

„Nur die Ruhe“, sagte FP Chi und rückte ihren Dutt zurecht. „Wir sind eine glückliche Familie, die für ihre Großmutter, nämlich mich, ein Paar Schuhe besorgen will. Zum Beispiel hier.“ Sie blieb vor dem Schaufenster eines Schuhgeschäfts stehen und musterte die Auslagen.

„C2H5OH2, du hältst hier draußen Wache. Wenn die Sicherheitskräfte uns umzingeln, wirst du dich für deine Vorgesetzte opfern. Wir werden später einen Parkweg nach dir benennen.“

„Es soll geschehen, FP Chi.“ C2H5OH schlug sich mit der Faust gegen die Stirn. „Aber Major Canis bleibt bei mir.“

„Major Canis hat unsere Gesteinsprobe auf dem Rücken“, sagte Professor Median. „Da können wir uns auch freiwillig stellen, wenn er draußen bleibt.“

„Ich war schon lange nicht mehr auf einem Planeten mit einer so antiquierten Eigentumsordnung“, seufzte FP Chi. „Nur weil wir wissen möchten, wer hier schon alles gelandet ist. Aber Sie haben recht, Professor. Major Canis kommt mit rein.“

Im Laden sagte Jenny zu einer Verkäuferin: „Meine Großmutter sucht …“

Aber FP Chi unterbrach sie: „Ich suche den Bequemschuh für die reifere Jugend, gerne Wildleder. Gerne etwas, das farblich zu meinen Veilchenpastillen passt und unaufdringlich meine feminine Seite betont.“

Jenny raunte: „Woher weißt du das alles?“

FP Chi erwiderte: „Ich habe mich auf diesen Moment vorbereitet, seit ich den ersten Schritt in meinen Pumps gemacht habe. Es ist schlimm, wenn du begreifst: Dein Schuh ist dein Feind.“

Die Verkäuferin kehrte zurück, und Jenny sah aus den Augenwinkeln, dass Professor Phäno und Median scheinbar ziellos durch den riesigen Schuhladen schlenderten, der gut besucht war. Sie trat von einem Bein aufs andere.

„Was ist denn, Kindchen? Möchtest du deine Blase entleeren?“ Zu der Verkäuferin sagte sie: „Meine Nische, zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Schuhgeschäft. Sie müssen verstehen.“

„Ihre Nichte? Ich denke, Sie sind die Großmutter.“

„Ja, sagte ich das nicht?“ Es gab eine kleine Pause. Dann kicherte FP Chi und sagte: „Meine Henkeltochter natürlich.“

Jenny rollte mit den Augen, und glücklicherweise rollte die Verkäuferin zurück. Sie hatten es beide nicht leicht.

„Das tut ja so gut.“ FP Chi sprang auf und setzte ein paar Nahkampftritte an, dass der Unterrock rauschte. Die Verkäuferin wich einen Schritt zurück. „Sehr rüstig, Ihre Großmutter, Donnerwetter.“

„Ja, sie überrascht mich jeden Tag aufs Neue“, sagte Jenny mit belegter Stimme.

„Ausgezeichnet“, sagte FP Chi und kehrte federnden Schrittes zu der Verkäuferin zurück.

„Großmutter, du sollst doch nicht … der Arzt … denk an dein Alter“, sagte Jenny und warf FP Chi einen warnenden Blick zu.

Diese verstand und ließ sich theatralisch auf einen Stuhl fallen. „Uff, jetzt bin ich aber ganz diffus. Ohne Aufwärmen soll man das nicht machen.“ Zu der Verkäuferin sagte sie: „Sehr schön. Genau die brauche ich.“

Die Verkäuferin sagte: „Wollen Sie sie gleich anbehalten?“

„Genau die“, sagte FP Chi, „aber säurefest.“

„Säurefeste Wildlederschuhe?“

„Wissen Sie, da draußen gibt es einige echt ätzende Planeten, wenn Sie wissen, was ich meine.“

„Nein“, sagte die Verkäuferin kühl. „Weiß ich nicht.“

„Glibber 11 zum Beispiel, wo dreibeinige Kleinsäuger jämmerlich in den Pfützen ranzig gewordener Hausmacher Sülze ertrinken. Oder Chilopod, wo gigantische Hundertfüßer sich über die erzhaltigen Manganknollen erbrechen, um zu den seltenen Erden zu gelangen.“

Hinter dem Rücken der Verkäuferin gestikulierte Jenny wie eine Verrückte.

FP Chi kicherte wieder: „War nur Spaß, freundliche Dienstleister-Helotin. Trudchen vom Kränzchen hat die Gleichen. Aber damit muss sie jetzt leben.“ FP Chi stand auf und richtete ihren Dutt. „Zur Kasse, zur Sonne, zur Freiheit.“

„Und die beiden Professoren?“, fragte Jenny.

„Kindchen, von wem du bloß diese blühende Fantasie hast.“ FP Chi kicherte. „Wir sind doch nur zu zweit gekommen.“