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Archiv-Artikel

Gefahren verharmlost

betr.: „Dampfraumpolizei“, taz zwei vom 6. 12. 05

Zum Artikel möchte ich folgendes klarstellen: 1. Weder die Lesben und Schwulen in der Union (LSU) noch ich haben gefordert, ungeschützten Geschlechtsverkehr unter Homosexuellen zu bestrafen.

2. Auch in Österreich wird nicht das barebacking verboten, sondern die fahrlässige (§ 179 ÖStGB) und die vorsätzliche (§ 178 ÖStGB) Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten.

3. Den Fahrlässigkeitsstraftatbestand habe ich in meiner Pressemitteilung nicht angesprochen. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass die vorsätzliche Gefährdung von Menschen mit einer übertragbaren Handlung in anderen europäischen Ländern – etwa Österreich – als gemeingefährliche strafbare Handlung gewertet wird.

4. Ich habe mich nicht, wie Sie schreiben, gegenüber der LSU erbarmt, sondern die Pressemitteilung gemeinsam und gleichberechtigt mit dem Bundesvorsitzenden der LSU herausgegeben. Hintergrund war und ist, dass es in der homosexuellen Szene selbst eine Diskussion darüber gibt, ob das Anpreisen von ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit sowohl HIV-positiven als auch HIV-negativen Männern in Internetforen, auf Veranstaltungen und in Sexclubs nicht verantwortungslos und unsolidarisch ist. Wenn solche „Partys“ explizit damit beworben werden, dass man hier mit seinem Leben „Russisch Roulette“ spielen kann, dann mag das Ihrem Redakteur gefallen und er mag seine Witzchen über „IM Präser“ reißen. Mir ist dabei weniger zum Lachen zumute.

5. Was Sie „kontraproduktive Panikmache“ und als „Hochjazzen zur Schwulenseuche“ bezeichnen, sieht in der Realität so aus: Das Robert-Koch-Institut konstatiert in seinem neuesten Bulletin vom 25. November 2005 eine deutliche Zunahme der HIV-Infektionen seit dem Jahr 2000. Im Jahr 2005 gab es rund 2.600 Neuinfektionen in Deutschland, davon waren rund 2.200 Männer. Insgesamt schätzt das RKI, dass rund 70 Prozent der Neuinfektionen durch homosexuelle Kontakte geschahen; begründet wird dies mit einer Veränderung im sexuellen Risikoverhalten. Ist es nicht viel eher kontraproduktiv, diese Gefahren zu verharmlosen? KRISTINA KÖHLER, MdB