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Archiv-Artikel

Passagier von einem Air Marshal erschossen

Der Reisende, den die bewaffneten Flugbegleiter in Miami erschossen haben, war vermutlich psychisch krank

Von THG

BERLIN taz ■ Bis zu seiner Zwischenlandung in Miami verlief der American-Airlines-Flug 924 am Mittwoch von Quito in Ecuador nach Orlando im US-Bundesstaat Florida völlig ruhig. In Miami nahm die Maschine auf dem Internationalen Flughafen weitere Reisende auf. Doch bevor die Boeing 757 zum Weiterflug nach Orlando abhob, war einer der zugestiegenen Passagiere tot – gezielt erschossen von einem der so genannten Air Marshals, die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 unerkannt in US-amerikanischen Flugzeugen mitfliegen, um Terroranschläge zu verhindern. Es ist das erste Mal, dass ein Passagier von den stets bewaffneten und in Zivil mitreisenden Sicherheitsbeamten des US-Heimatschutzministeriums getötet wurde.

Nach Berichten von Passagieren hat sich der 44-jährige Rigoberto Alpízar, der gemeinsam mit seiner Frau auf dem Weg von Kolumbien in seinen Wohnort Maitland in Florida unterwegs war, sehr auffällig verhalten. Eine Mitreisende berichtete, Alpízar sei wie wahnsinnig durch den Mittelgang der Maschine gelaufen, während seine Frau hinter ihm herlief und versuchte, ihn zu beruhigen. Nach Behördenangaben habe Alpízar angedeutet, dass er eine Bombe bei sich trüge. Als sich die zwei Air Marshals Alpízar näherten, floh dieser über die Zustiegsbrücke aus der Maschine. Dort habe Alpízar in seinen Rucksack gegriffen. Dabei wurde er von einem der Sicherheitsbeamten gezielt erschossen. Passagiere sprachen von vier oder fünf Schüssen.

Ein Sprecher des Heimatschutzministeriums bestätigte den Vorfall: „In Übereinstimmung mit ihrer Ausbildung haben die Air Marshals die geeigneten Schritte unternommen.“

Nach dem Zwischenfall wurde das Gepäck des Getöteten gezielt gesprengt, einen Hinweis auf eine Bombe habe sich jedoch nicht ergeben. Überdies wurden die Gepäckstücke der anderen Passagiere auf dem Rollfeld ausgebreitet und von Sprengstoffhunden kontrolliert. Mehrere der 113 übrigen Passagiere berichteten, dass sie aufgefordert wurden, die Hände auf den Kopf zu legen. Beim Aussteigen seien auch sie überprüft worden. Viele Fluggäste zeigten sich erschüttert über das Eingreifen der Sicherheitsbeamten.

Nach Berichten einer weiteren Reisenden habe die Ehefrau schon zu Beginn des Vorfalls erklärt, dass ihr Mann an einer manisch-depressiven Krankheit leide und vergessen habe, Medikamente zu nehmen. Die Behörden gaben an, dass sich die Air Marshals, auch wenn das zuträfe, korrekt verhalten hätten. James Bauer, der in Miami für die Air Marshals zuständige Beamte, räumte ein, dass es keinen terroristischen Hintergrund gebe, und sprach von einem „isolierten Ereignis“.

Die Zahl der Air Marshals, von denen es bis zum 11. September 2001 nur wenige gab, geht allein in den USA inzwischen in die Tausende. Wie viele es genau sind, bleibt jedoch ebenso geheim wie die Flüge, bei denen sie eingesetzt werden. THG