: Tragik, nicht Versagen
KARRIERE Trotz seiner Rolle in Kundus soll Oberst Georg Klein jetzt zum General ernannt werden
BERLIN taz | Der Mann, der die Bomben von Kundus abfeuern ließ, soll noch vor Ostern zum General befördert werden. Schon seit dem 1. Dezember 2012 sitzt Georg Klein auf einer „Generalsstelle“ im Bundesamt für Personalmanagement des Verteidigungsministeriums.
Der Karrieresprung auf die Besoldungsstufe B6 samt feierlicher Ernennung durch den Staatssekretär oder gar den Minister selbst steht nun unmittelbar bevor. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) ist offensichtlich der Meinung, Klein habe sich diese Aufwertung verdient.
Das Foto von Oberst Georg Klein ging schon am Tag nach dem Bombardement von Kundus um die Welt: Dieser feinsinnig-grübelnd blickende Mann mit fast randloser Brille, angeblich ein Liebhaber klassischer Musik, sollte den verheerenden Angriff auf Dutzende Zivilisten befohlen haben? Auch Kleins Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags im Februar 2010 muss die Brutalität des Bombenabwurfs konterkariert haben. Sämtliche Abgeordneten von Union bis Linksfraktion wirkten beeindruckt.
Sie hatten einen fühlenden Menschen in Uniform erlebt. Klein habe sich klar zu seiner Verantwortung bekannt, dafür gebühre ihm Respekt, hieß es. SPD-Verteidigungspolitiker Hans-Peter Bartels: „Man möchte nicht in seiner Haut gesteckt haben in jener Nacht. Es ist eine tragische Situation entstanden, in der er Verantwortung hatte.“
Auf diese Art Einfühlung kam es Bundeswehr und Ministerium an: Tragik, nicht Versagen. Wer würde behaupten, ihm wäre das nicht passiert? Gut möglich, dass die Beförderung Kleins nun ein Zeichen des Ministers nach innen ist: Wir halten zusammen. Das ist unser Mann. Lasst die da draußen krähen.
Vielen Soldaten wurde schon wegen geringerer Fehler die Beförderung versagt. UWI