Ein Toter bei Polizeiübung

UNGLÜCK Bei einer Übung der Bundespolizei am Olympiastadion kollidieren zwei Hubschrauber, ein Pilot stirbt. Vermutliche Ursache: schlechte Sicht im Schneewirbel. Stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit der Übung

VON JENS UTHOFF

Bei einem Hubschrauberunglück während einer Übung der Bundespolizei ist gestern Morgen der Pilot einer Maschine getötet worden. Fünf weitere Beamte und eine Journalistin wurden nach Angaben der Polizei verletzt, zwei davon schwer. Auf dem Maifeld nahe dem Olympiastadions kollidierte im Schneetreiben ein Hubschrauber mit einer bereits gelandeten Maschine. Es handelte sich um eine öffentliche Übung zum Umgang mit gewalttätigen Fußballfans. Zum Unfallhergang konnte die Polizei bis zum Redaktionsschluss keine Angaben machen.

Ein Reporter, der die Übung beobachtete, sagt: „Zwei Hubschrauber waren bereits gelandet, überall wurde Schnee aufgewirbelt. Eine dritte Maschine ist dann mit einer der beiden auf dem Boden stehenden kollidiert.“ Vermutet wird, dass die Sichtverhältnisse für den dritten und letzten der landenden Hubschrauber zu schlecht waren – und dieser in die Rotorblätter der Maschine am Boden geriet. „Wir wollen uns nicht an Spekulationen beteiligen“, sagte Stefan Redlich, Pressesprecher der Polizei.

Auf dem Maifeld sah man eine in den Boden gerammte, schwer beschädigte Maschine mit völlig zerstörten Rotorblättern liegen – in ihr verstarb der Pilot vor Ort. Daneben lag die wohl unfallverursachende, größere Maschine quer auf dem Feld. Es sollen etwa 20 bis 25 Personen in jeder der Maschinen gewesen sein. Einige der Beamten standen nach dem Unglück unter Schock. Auch zwei Kamerateams, die die Übung gefilmt hatten, befanden sich direkt am Unglücksort – unter ihnen die verletzte Journalistin. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) besuchten den Unfallort.

Bei der Übung sollten 400 Bundespolizisten „das Einschreiten gegen Gewalttäter“ während des Einsatzes bei Fußballspielen proben. Am Nachmittag warf das Unglück in erster Linie die Frage auf, ob die Übung bei derartigen Witterungsverhältnissen hätte durchgeführt werden sollen. Darüber hinaus wird man sich fragen müssen, inwieweit derartige Übungen überhaupt notwendig und zweckmäßig sind. Die Polizeigewerkschaft teilte mit, dass sie den Bedarf für gegeben hält. Einen konkreten aktuellen Anlass für die Übung gab es laut Bundespolizei nicht.

Die Statistiken zur Gewalt in und um Fußballstadien, die die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze zuletzt vorlegte, weisen nicht unbedingt darauf hin, dass die Gewalt in Stadien dramatisch gestiegen ist. Ein Ergebnis war dabei etwa, dass es durchschnittlich weniger als 1,6 Verletzte pro Bundesliga-Spieltag (bei knapp 400.000 Besuchern/Spieltag) gibt – wozu auch Opfer von Pfefferspray seitens der Polizei zählen.

Bei einer ersten Übung ging es um die Identifizierung von Gewalttätern am S-Bahn-Steig. Bei der späteren Übung, die zum Unfall führte, sollte die Festnahme von Personen und die interne Kommunikation der Polizei geprobt werden. Zu dem Zweck sollte simuliert werden, weitere Beamte mit drei Helikoptern zum Einsatzort einfliegen zu lassen.