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Archiv-Artikel

Winter statt Sommer

NERVENDES SCHNEEGEMECKER

Es ist nicht zum Aushalten. Nein, nicht der Dauerwinter – das Geplärre und Gemecker. Frühling, Frühling, Frühling soll es sein. Aha. Und was wäre das? Doch erst mal nichts anderes als zwölf Grad plus, matschige Wege – und das weiße Zeugs, das da so dekorativ vom Himmel fällt, käme als Dauerregen runter. Tolle Aussichten! Wer gerade von Wärme, Sonne und so weiter schwärmt, wähnt sich offenbar schon im Frühsommer.

Zudem gibt es laut Vorhersage an diesem Wochenende Sonne satt. Und zwar ohne feuchte Kälte, sondern mit dem, was in den Alpen Kaiserwetter heißt: strahlend blauer Himmel vor weißem Panorama. Um genau das zu erleben, fahren jetzt in den Osterferien nicht wenige Berliner in die Alpen – fressen Kilometer, pusten massenhaft CO2 durch den Auspuff, legen viel Geld hin und drängeln sich schließlich auf überlaufenen Loipen und Pisten.

Wer in Berlin bleibt, hat diese Probleme nicht. Im Grunewald und in vielen Parks gibt es verschneite Abgeschiedenheit und Ruhe. Zumindest morgens. Von ungezählten Rodelmöglichkeiten ganz zu schweigen.

Die S-Bahn bringt einen mit den Halten „Schlachtensee“ und „Grunewald“ zum Einstieg zweier Langlaufdorados. Wer mehr Leben will, fährt bis „Platz der Luftbrücke“ und gleitet übers Tempelhofer Feld. Kostenpunkt: ein VBB-Ticket.

Auch abfahrtsmäßig sieht es gut aus: Die Top-Location Teufelsberg – vom S-Bahnhof „Heerstraße“ aus mit einem Spaziergang zu erreichen – ist nicht wirklich überlaufen, weil es keinen Lift gibt. Wer den Aufstieg mit den Ski auf der Schulter nicht scheut, bekommt eine Abfahrt, die sich mit manchem Hang im Erzgebirge messen kann. Also Schluss mit Meckern: Wenn der Schnee da ist, kann man ihn auch nutzen. Der Frühling kommt schon noch. Allerspätestens im Sommer. STEFAN ALBERTI