: „Ein Hologramm seiner Zeit“
Lesung zum 250. Geburtstag des Literaten Jean Paul
■ 51, ist Schriftsteller und Professor für kreatives Schreiben. Seit 2006 ist er Mitglied in der Freien Akademie der Künste.
taz: Herr Hegewald, interessieren sich die Menschen noch für den Literaten Jean Paul?
Wolfgang Hegewald: Das hoffe ich doch. Die ganze klassische Literatur ist heute noch von Relevanz. Ich behaupte immer, wer zu lesen beginnt, nähert sich automatisch irgendwann einmal der klassischen Literatur. Und wer einmal den Gesamtkosmos Kunst betreten hat, der möchte jeden Raum kennenlernen. Und das ist auch unsere Absicht mit der Lesung zu Jean Pauls Jubiläum: Wir hoffen, dass sich die Menschen durch die ausgewählten Stücke genauso begeistern können, wie wir es tun.
Was macht Jean Paul für Sie so besonders?
Er ist zusammen mit Lessing der erste freie Autor Deutschlands. Er war ein unabhängiger Geist, der sich nie den Fürsten unterstellen wollte, geschweige denn ihrer Vorstellung von Kunst. Das macht ihn zum Einen für mich als Schriftsteller interessant, und zum Anderen passt er so in die Tradition unserer Akademie.
Inwiefern?
Die Akademie in Hamburg ist 1950 von den Bürgern auf dieser Tradition der Unabhängigkeit gegründet worden. Und bis heute entscheiden wir dort ohne äußere Einmischung.
Welche Bedeutung hat Jean Paul noch für die Gegenwart?
Seine Prosa ist ein Hologramm seiner Zeit. Er schafft es, jeden Gedankenstrom und jedes Detail eines Moments sprachlich zu erfassen. Und das macht für mich das Moderne seines Werks aus. INTERVIEW: AMN
Lesung von ausgewählten Prosa-Passagen und Diskussion zu Jean Pauls 250. Jubiläum mit Jens Harzer, Brigitte Kronauer und Wolfgang Hegewald: 19 Uhr, Freie Akademie der Künste, Klosterwall 23