BENNO SCHIRRMEISTER ÜBERS VERTAGEN VON BAUVORHABEN : Die neue Unsachlichkeit
Beim gewöhnlichen Streit – wie dem um die Stadtwerder-Bebauung – gibt’s drei Möglichkeiten: Ideal ist es, gemeinsame Lösungen zu finden. Oft ist es auch angemessen, Gegensätze auszutragen. Das Problem zu vertagen ist nur ein Vorteil, wenn sachliche Argumente noch fehlen oder sich die Angelegenheit absehbar von selbst erledigt.
Warum aber stellt das Bauressort nun die Bebauungspläne für den vorderen Stadtwerder auf Wiedervorlage? Natürlich ist den Anwohnern die Freude am Weser-Blick zu gönnen. Aber: Anders als beim Baumstreifen am alten Wasserspeicher müssten am Rettungshafen keine Öko-Nischen, sondern nur eine Hundespielwiese den neuen Häusern weichen. Die Sorge, damit würde das Ufer privatisiert, hatte Senator Reinhard Loske entkräftet. Und Wohnraum-Verdichtung in der City ist ja sinnvoll: Dass Bremen zu viel Fläche versiegelt, hatte Loske zu Beginn der Legislatur als „Riesenproblem“ bezeichnet. Es zu lösen, ist ein wichtiges Klimaschutzanliegen.
Orientiert sich der Aufschub also bloß am Wahltag? Dann wär’s ein Fehler: Denn, dass die jeweiligen Pläne nur auf Eis liegen, vergessen weder die Retter des Werder-Wäldchens noch die des Hundeklos. Ihre sommerliche Allianz gegen Loske wird so nur verlängert. Und das Vertagen eines klar benannten Politik-Ziels wertet auch sonst niemand als Wahlempfehlung.