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Archiv-Artikel

kurzkritik Zum Atem anhalten

Der Stargeiger Pablo de Sarasate war vor hundert Jahren wütend über Johannes Brahms‘ Violinkonzert (1878), das so konsequent dem Geiger, der doch eine vertrackt schwierige Partie zu spielen hat, das selbstgefällige Virtuosentum verweigert. Es sei eine Zumutung, polterte er, „mit der Geige in der Hand zuzuhören, wie die Oboe dem Publikum die einzige Melodie des ganzen Stückes vorspielt“.

Nun war es im letzten Philharmonischen Konzert Frank Peter Zimmermanns, der Brahms‘ überirdisch schönes Werk so glasklar und tonschön spielte, dass man schier den Atem anhielt. Und voller Humor, geradezu ein wenig spitzbübisch, holte er sich in der Zugabe das zurück, was Brahms verweigert hatte: Die Variationen über „God save the King“ von Nicolo Paganini, die so schwierig sind, dass man bei derart überragender Bewältigung „auf die Knie fallen sollte“, wie eine Zuhörerin bemerkte.

Wichtigen Anteil an der Wiedergabe hatte freilich die durchsichtige Konzeption der Bremer Philharmoniker unter der Leitung von Lawrence Renes, die mit einer herrlichen Kette von Instrumentalsoli aufwarteten. Peter Tschaikowskis monumentale, vom Komponisten später als misslungen bezeichnete fünfte Sinfonie in e-Moll (1888) überzeugte vollständig: Renes verband auf perfekte Weise die soghaften Spannungsbögen mit klarer Transparenz. Ein Klasse-Konzert.

Ute Schalz-Laurenze